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AUSGABE Nr.1 DEZEMBER 2006

Miteinander statt nebeneinander -
Interkulturelles Verständis

Die Vereinigten Arabischen Emirate und besonders das moderne Emirat Dubai können als Sammelstelle unterschiedlichster Kulturen, Glaubensrichtungen und Lebenseinstellungen bezeichnet werden. Es herrscht ein friedliches Nebeneinander von Ost und West, gleichwohl, dass die Menschen aus ganz verschiedenen Nationen stammen und mit zum Teil gegensätzlichen Konzepten von Kultur und Religion groß geworden sind. Diese Menschen dürfen nicht von Extremisten manipuliert oder instrumentalisiert werden – egal woher sie stammen und welcher Glaubensrichtung sie sich zugehörig fühlen. Wir wollen uns der Problematik mit der höchst möglichen Objektivität nähern und verweigern uns der gängigen Polemik voller Vorurteile.

Im wörtlichen Sinne ist es falsch, von islamischen oder christlichen Nationen zu sprechen, da die Grundlagen von sozialen Strukturen und die Genesis von Staaten niemals religiösen Ursprungs waren. Doch spielte Religion immer eine wichtige Rolle bei der Formung sozialer Gefüge, die durch das gemeinsame Leben auf einem Stück Land und sozialen Interaktionen in allen Gesellschaftsschichten definiert werden. Es ist zudem falsch, Menschen aufgrund ihres Glaubens zu stigmatisieren oder zu verurteilen. Wer so handelt, verstößt gegen ethische und moralische Grundsätze aller Religionen. So kann kein Extremist der Welt– welche Position er auch vertreten mag – sein Verhalten mit religiösen Motiven legitimieren. Der Glaube ist ein menschliches Bedürfnis, doch Religion ist ein sozial interpretiertes System.

Ein Sprichwort lautet: Ausnahmen bestätigen die Regel. So wollen wir darauf hinweisen, dass interkulturelles Verständnis die Norm ist, während jegliche Art von Extremismus als Ausnahme anzusehen ist. Ein Land wie die Vereinigten Arabischen Emirate ist auf der einen Seite typisch arabisch und muslimisch, aber auf der anderen Seite weltoffen und multikulturell. Hier leben mehr als 125 verschiedene Nationalitäten nebeneinander und jede Gemeinschaft geht ihrem eigenen Lebensstil nach. So ist es nicht ungewöhnlich, dass man eine emiratische Frau mit der traditionellen Burkha neben einer europäischen Frau im Minirock laufen sieht. Diese Toleranz ist auch im freien Europa nicht selbstverständlich, wo es heiße Debatten um das Tragen von Kopftüchern gibt.

Wir müssen verstehen und Wert schätzen, dass jede Gesellschaft oder Gemeinschaft eigene Richtlinien verfolgt, aber Verständnis und Respekt sollen dabei auf Gegenseitigkeit beruhen. Der Mix von Kulturen und Einstellungen ist ein gesundes Phänomen, das zur Bereicherung der Gesellschaft beiträgt und im Verlaufe der Menschheitsgeschichte zur Erweiterung des geistigen Horizontes beitragen konnte. Doch müssen wir auch eingestehen, dass im heutigen Zeitalter von Massenkommunikation und Informationsgesellschaft gewisse Themen von den Medien gern politisiert und verzerrt dargestellt werden. Diese Tendenz ist schon lange feststellbar, doch gerade in der heutigen Zeit, die von Hochgeschwindigkeit und dauerhaftem Informationsfluss geprägt ist, konnte der Einfluss der Medien an Bedeutung gewinnen. So appellieren wir an unsere Leser, vorgeformten Meinungen abzulehnen und Sachverhalte objektiv zu beurteilen, sofern dies überhaupt möglich ist. Wenn wir alle etwas toleranter und verständnisvoller mit unseren Nachbarn umgehen, können wir der heutigen Welt ein menschlicheres Gesicht geben.