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AUSGABE Nr.2 Januar-Februar 2007

Islamische Feiertage
Moderne trifft auf Traditionen

Wer in einem islamischen Land lebt und sich mit dessen Kultur und Tradition befasst, sollte auch über die Feiertage, ihre Ausübung und deren Bedeutung informiert werden. Dabei sollte man wissen, dass sich der Islam, wie auch das Christentum, in mehrere Untergruppen aufspaltet. In den folgenden generellen Ausführungen möchte Discover ME einen Überblick über die wichtigsten islamischen Feiertage geben. Wir weisen jedoch darauf hin, dass es je nach Land und Glaubensgemeinschaft unterschiedliche Rituale und Praktiken gibt, auf die wir im Rahmen dieses Artikels nicht eingehen können.

Gerade die gut organisierten Deutschen wundern sich doch sehr, dass das exakte Datum für den Beginn und das Ende des Fastenmonats Ramadan nicht bekannt ist. Jedes Jahr variiert der Beginn des heiligen Monats um ca. 10 Tage und das genaue Datum wird erst in der Nacht zuvor festgelegt. Um dies zu verstehen, muss man wissen, dass sich der islamische Kalender nach dem Mond richtet. Der Mondkalender hat auch zwölf Monate, die entweder 29 oder 30 Tage lang sind. Der Beginn eines jeden Monats und damit auch sein Ende hängen von der Sichtung des Neumondes ab. Damit verknüpft sind natürlich alle islamischen Feiertage. Die Sichtung des Neumonds und weitere geographische Gegebenheiten führen somit zu den unterschiedlichen Anfangstagen religiöser Feste.

Im Islam gibt es, wie auch im Christentum, eine ganze Reihe verschiedener Feiertage. Doch das Fastenbrechen und das Opferfest zählen zu den wichtigsten. Sie richten sich ebenso nach dem Mondkalender wie der Ramadan und sind für alle islamischen Völker verbindlich. Andere Feiertage wiederum haben keinen verbindlichen Charakter und werden je nach Land unterschiedlich begangen.
Einige sehr gläubige Moslems fasten montags und donnerstags während des gesamten Jahres und tun dies dem Propheten Mohammed gleich. Andere beschränken sich auf Ramadan, wieder andere fasten nie.

 

Islamische Feiertage 2007 (unter Vorbehalt)

21. Januar: islamisches Neujahr (kein Festtag, aber ein freier Tag)
29. Januar: Ashura (freiwilliges Fasten, schiitisches Fest)
01. April: Mauled (Geburtstag des Propheten Mohammed)
11. August: Leilat al miradsch (Himmelfahrt Mohammeds)
28. August: Leilat al nissf min shaban (Nacht des Schuldenerlasses)
13. September: 1. Ramadan
09. Oktober: Leilat al Kadr (Nacht der Bestimmung)
13. Oktober: Eid-ul-fitr (Ende des Ramadans)
20. Dezember: Eid-ul-adha (das Opferfest)

 

Islamisches Neujahr

Im Gegensatz zu den uns bekannten großartigen Silvesterpartys und Empfängen wird das neue islamische Jahr nicht gefeiert. Dieser Tag wird von Moslems zur Kenntnis genommen, aber nicht feierlich begangen.

Ashura

Dieses Fest hat für Sunniten und Schiiten unterschiedliche Bedeutung und wird im ersten Monat des islamischen Mondkalenders, dem 10. Muharam, gefeiert. So erinnert das Fest die Sunniten an den Bau der Arche Noah. Dieser Tag erinnert aber auch an die Teilung des Meeres durch Moses und die Vergebung Adams nach dem Sündenfall. Die Schiiten hingegen gedenken des Märtyrertodes Husseins, dem Enkel des Propheten Mohammeds. Der Tag wird von Gläubigen mit intensiven Gebeten begangen. Zusätzlich kann ein freiwilliger Fastentag eingelegt werden.

Mauled – die Geburt des Propheten Mohammed  

Zum besseren Verständnis islamischer Traditionen muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass Geburtstage keine große Rolle in der islamischen Kultur spielen. Es werden keine großen Geschenke überreicht oder Geburtstagsfeiern abgehalten. Anders ist es bei der Geburt des Propheten Mohammed. Dieser Tag wird feierlich mit Gebeten begangen.

Die vier heiligen Monate

Zu den heiligen Monaten gehören die Monate: Muharram, Rajab, Dhu al-Qidah und Dhu al-Hijjah. Diese Monate dienen besonders der religiösen Besinnung. So werden fromme Handlungen und das Fasten an Feiertagen besonders belohnt. Ziel ist es, mit reinem Herzen die Gebote der Religion zu befolgen. Nur so kann man im Frieden mit sich selbst und seinen Mitmenschen leben.

Leilat al miradsch – Himmelfahrt Mohammeds

Während dieser Nacht wird an die Himmelreise Mohammeds mit intensiven Gebeten gedacht.

Leilat al nissf min shaban – Nacht des Schuldenerlasses

In dieser Nacht beten die Muslime zu Allah und bitten um Vergebung ihrer Sünden. Außerdem wurde in dieser Nacht die Gebetsrichtung nach Mekka festgelegt, zuvor beteten die Gläubigen in Richtung der großen Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem.

Ramadan – der Fastenmonat

Da sich auch der Fastenmonat nach dem Mondkalender richtet, findet er nicht immer am gleichen Tag im Jahr statt. Er verschiebt sich von Jahr zu Jahr um cirka zehn Tage nach vorn. Dies bedeutet, dass der Ramadan im Laufe der Jahre durch die kompletten Jahreszeiten wandert.
Während des Fastenmonats Ramadan darf von der Dämmerung bis zum Sonnenuntergang nicht gegessen und getrunken werden. Außerdem entsagen gläubige Muslime während dieser Zeit allen weltlichen Gelüsten. Nicht-Muslime sollten aus Respekt gegenüber den Gläubigen auf Essen und Trinken in der Öffentlichkeit verzichten. Selbst das Kauen von Kaugummi sollte vermieden werden. Auch ist das Probieren von Lebensmitteln an der Käse- oder Wursttheke nicht erlaubt.
An dem rituellen Fasten nehmen alle gläubigen Muslime ab der Geschlechtsreife teil. Doch sind alte, kranke, schwache, schwangere oder menstruierende Frauen und Reisende von der Fastenpflicht befreit.
Wer diesen magischen Monat in einem islamischen Land miterleben darf, spürt die spirituelle Stimmung in den Städten. Über Tag kehrt eine Ruhe ein, die nur von den Aufforderungen des Muezzins zum Gebet unterbrochen wird. Während des Ramadans wird der komplette Koran durchgebetet. Am Abend nach Sonnenuntergang wird mit dem gemeinsamen Iftar-Mahl das Fastenbrechen begangen. Während dieser Zeit steht die Familie im Vordergrund. Abends versammelt sich die gesamte Familie zum gemeinsamen Essen zu Hause und man trifft sich später mit Freunden in Ramadan-Zelten zum Essen, Reden und Shisha-Rauchen. Reiche Familien kochen während dieser vier Wochen für Bedürftige und richten die so genannten Iftar-Essen aus.

Leilat al Kadr – Nacht der Bestimmung

Diese Nacht wird am Ende des Fastenmonats Ramadan gefeiert. Während dieser Nacht wurden Teile des Korans an den Propheten Muhammad durch den Erzengel Gabriel offenbart. Die Bestimmung der Menschheit und deren Schicksal wurden durch Allah festgelegt.

Eid-ul-fitr

Nach dem Ramadan findet das „kleine Eid“ statt, das dreitägige Ramadanfest, auch volksmündlich Zuckerfest genannt. Zu großen Familienfeiern werden die leckersten Gerichte gekocht, die Kinder werden mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken bedacht und neu eingekleidet. Auf freiwilliger Basis kann im Anschluss an dieses Fest - nach einem Tag Unterbrechung - erneut sechs Tage gefastet werden.

Das Opferfest „auch Hadschzeit“

Hierbei handelt es sich um das wichtigste religiöse Fest des Islam. Während des Opferfests müssen alle Muslime, die finanziell in der Lage sind, ein Lamm schlachten und es anschließend mit ihren Verwandten, Freunden und Bedürftigen zu je einem Drittel teilen. Das Fest erinnert an die Geschichte Abrahams, der dem Befehl Gottes folgte und bereit war, seinen Sohn Ismail zu töten. Abraham und sein Sohn bestanden die ihnen von Gott auferlegte Prüfung und Gott verschonte Ismail. Als Opfergabe sandte Gott Abraham einen Widder, den dieser an Stelle seines Sohnes schlachten sollte. Das Fleisch teilte er mit seinen Freunden und Verwandten. In Gedenken an die bestandene Prüfung und die Gottestreue Abrahams feiern jährlich alle gläubigen Muslime das Opferfest.

Hadsch – Wallfahrt nach Mekka

Jeder Moslem sollte ein Mal in seinem Leben, sofern er finanziell und gesundheitlich in der Lage ist, nach Mekka pilgern, um seinen Glauben zu bekennen und von seinen Sünden erlöst zu werden. Diese Pilgerfahrt wird von allen Gläubigen nach dem gleichen Ritual vollzogen und beginnt am 9. Dhu al-Hidscha in Mekka mit dem Anziehen des Ihram, eines schlichten Pilgergewandes. Anschließend folgt der Gang zum Berg Arafat, der etwa 25 km östlich von Mekka liegt. Am Berge Arafat wird Gott um Vergebung gebeten, die Pilger bleiben den ganzen Tag dort und brechen am Abend nach Muzdalafa auf, um dort zu beten. Am nächsten Tag pilgern die Gläubigen nach Mina, wo die symbolische Steinigung des Teufels stattfindet. Sie tun dies in Gedenken an die Propheten Abraham und Mohammed. Am 10. Dhul al-Hidscha findet das Opferfest statt. Anschließend kehren die Wallfahrer wieder zurück nach Mekka. Dort umschreiten sie sieben Mal das schwarze Haus Kaaba und berühren es, wenn möglich. Während des Aufenthalts in Mekka begehen sie sieben Mal den Weg zwischen den Hügeln Safa und Marwa auf der symbolischen Suche nach Wasser.
Zur Erklärung: Nach dem islamischen Glauben lebte Abraham mit seinen beiden Frauen und Söhnen in Mekka. Wann immer er nun betete oder Gott um Hilfe bat, folgte er dem gleichen Ritual. Er ging sieben Mal um sein Haus, die Kaaba, und sprach zu Gott. Es wurde außerdem überliefert, dass Abraham in die Mauern seines Hauses einen Meteoritenstein einbaute, der noch heute von Gläubigen berührt wird.
Der Gang zwischen den Bergen wurde laut Überlieferung von Hagar, der Frau Abrahams vollzogen. Bevor Abraham mit seiner Familie in die Wüste kam, um sich dort niederzulassen, suchte seine Frau Hagar nach Wasser. Dafür wanderte sie mehrmals zwischen den beiden Bergen Safa und Marwa hin und her und fand tatsächlich die Quelle Zamzam, die noch heute sprudelt.