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AUSGABE Nr.5 Juli - August 2007

Reisetipp Oman
Muskat – Edelstein Arabiens

Die Hafenstadt Muskat liegt in einer natürlichen Bucht im Osten des Golfs von Oman und wird von der Al-Hajar-Gebirgskette umschlossen. Seit 1808 ist Muskat offizieller Regierungssitz und noch heute das Finanz- und Handelszentrum des Landes. In Muskat und den Vororten Matrah, Ruwi, Qurum und Sib leben circa 880.200 Menschen, fast ein Drittel der omanischen Bevölkerung.

Aufgrund der Nähe zur Straße von Hormuz war Muskat in den letzten Jahrhunderten als wirtschaftlicher Knotenpunkt für europäische Eroberer interessant. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die omanische Hauptstadt von den Portugiesen besetzt. Sie demonstrierten ihre Macht sogleich mit der Errichtung einer Stadtmauer und dem Bau zweier Festungen an jeweils einer Hafenseite. Noch heute thronen die Anlagen Jalali und Mirani über den Dächern der Stadt. Das ehemalige Gefängnis und Garnisons-Hauptquartier zieht heute als Touristenattraktionen viele Besucher an.

Die portugiesischen Eroberer wollten durch die Besetzung Muskats den Handel im Persischen Golf kontrollieren. 1650, 150 Jahre nach der Besetzung, gelang jedoch ihre Vertreibung durch die Mitglieder der Yaruba-Dynastie. Damit begann der Aufstieg Muskats zu einer der bedeutendsten Hafenstädte der östlichen arabischen Halbinsel. In den Jahren 1779 bis 1792 wurde die Hauptstadt von Rustaq am nördlichen Rand des Al-Hajer-Gebirges nach Muskat an die Küste verlegt.

Erst mit der Machtergreifung Sultan Qabus bin Said bin Taimur Al Said 1970 wurde das Land und somit auch die Hauptstadt Muskat in die Moderne geführt. Der Sultan stürzte seinen Vater Sultan Said bin Taimur, der von 1932 bis 1970 Oman regierte. Technische Neuerungen wie Elektrizität, Radio und Fernsehen waren während der Regentschaft des Vaters verboten. Selbst die Stadttore schlossen mit Einbruch der Dunkelheit ihre Pforten und öffneten erst wieder am nächsten Morgen. Mittlerweile ist das Passieren der viereinhalb Meter hohen Mauern selbst mit großen Fahrzeugen kein Problem. Die Tore wurden modernisiert und für den Straßenverkehr umgerüstet. Modernisierung und Veränderung hielt auch in der Altstadt Einzug. Ein drittel der Fläche fiel Umbaumaßnahmen des Sultans zum Opfer, darunter ein Hindutempel und der alte Palast seines Vaters.

Doch heute ist nichts mehr von den kriegerischen Auseinandersetzungen vergangener Jahrhunderte zu spüren. Besucher erleben in Muskat das Herz Arabiens. Die ausgewogene Kombination aus Tradition und Moderne fällt dem Reisenden sogleich auf. Muskat, als natürlich gewachsene Stadt, besticht durch eine Vielzahl kleiner Straßen und Gassen in den historischen Vierteln. Das Stadtbild wird durch die weißen Häuser im Kolonialstil geprägt, deren ausladende Balkone die Häuserfronten mit üppiger Bepflanzung verschönern.

Unverkennbar sind die afrikanischen, asiatischen und europäischen Einflüsse, die den besonderen Charakter Muskats prägen. Großzügige Grünanlagen, bunte Märkte und eine lange Uferpromenade verleihen der Hauptstadt ihren unverwechselbaren Charme. Historische Einblicke geben die unzähligen Museen und restaurierten Forts der Stadt. Die kunsthandwerkliche Fertigkeit der Bevölkerung spiegelt sich in den Holzschnitzereien von Türen und Fensterrahmen der alten Häuser wider. Besonderes Augenmerk sollte auch auf die reich verzierten und fein gearbeiteten Silberdolche, ein Wahrzeichen der omanischen Bevölkerung, gelegt werden. Zeitzeugen seefahrerischer Leistungen sind die traditionellen Boote, die noch heute im Hafen bewundert werden können. Sie geben Einblicke in den klassischen Bootsbau der omanischen Bevölkerung.

Hektische Großstädter der Nachbarländer kommen in Muskat zur Ruhe, und besonders Fremden wird die beispiellose Gastfreundschaft zuteil. Omans Hauptstadt lädt zum Verweilen ein und gilt als Geheimtipp auf der arabischen Halbinsel. Eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten befindet sich in den unterschiedlichen Stadtteilen. Liebhaber exotischer Unterwasserwelten können im Oman Aquarium das Treiben im Arabischen Golf und des Indischen Ozeans bestaunen. Im Stadtteil Al Bustan befindet sich das Marine Science und das Fisheries Centre, eine meeresbiologische Forschungsstädte der UNESCO mit einer eigenen Schildkrötenabteilung.

Einen Überblick über die Fauna und Flora des Sultanats bekommt der Besucher im naturhistorischen Museum in Al Khuwair. Neben versteinerten Bäumen und Fossilien wartet das Museum mit dem Skelett eines Blauwals auf, der 1986 strandete. Besonders sehenswert ist das Viertel Mutrah. In dem quirligen Hafenbereich befinden sich das Fort Mutrah aus dem 17. Jahrhundert sowie der älteste und größte Basar des Omans, der Mutrah Souq und der Fischmarkt.

Sehenswert ist außerdem die Sultan Qabus Moschee, die am 4. Mai 2001 eröffnet wurde. Das Gesamtareal umfasst 416.000 Quadratmeter und bietet allein in der Gebetshalle 60.000 Gläubigen im Inneren und 14.000 im Außenbereich gleichzeitig Platz. Berühmt ist die Mosche für den 70 mal 60 Meter großen persischen Teppich, der den Boden des Innenraums schmückt. Ein Swarowski-Lüster erleuchtet mit 1.122 Lampen und einem Durchmesser von acht Metern die Kuppel der Moschee. Carrara-Marmor lässt die Wege um die Mosche im Schein der Sonne erstrahlen. Die Besichtigungszeiten für Nichtmuslime können bei den örtlichen Touristenbüros erfragt werden.

Ein weiteres Wahrzeichen Muskats ist der Al Alam-Palast. Der Sitz des Sultans wurde in nur drei Jahren von einem indischen Architekten im neuorientalischen Stil fertig gestellt und ist seit 1974 die offizielle Residenz des Sultans. Besonders am Abend bietet sich ein Spaziergang durch das Regierungsviertel an. Gut beleuchtete Wege lassen den farbenfrohen Palast im besonderen Licht erstrahlen.

Die Strände in Muskat sind sehr sauber, und Schatten spendende Palmen säumen die Uferpromenaden. Selbst an den Stadtstränden ist die Artenvielfalt der Meeresbewohner zu beobachten. Ansässige Tauchschulen versprechen nicht zu viel, wenn sie auf ihren Werbeplakaten die Besucher mit dem Erlebnis der bunten Unterwasserwelt locken.

Oman und besonders die Hauptstadt befinden sich auch wirtschaftlich im Aufschwung. So verzeichnete der Seeb International Flughafen in Muskat ein kräftiges Wachstum im Vergleich zum Vorjahr, die Passagierzahlen stiegen auf 1,17 Millionen an. Über die steigende Beliebtheit von Muskat als Urlaubsziel freut sich auch die Hotelindustrie: Die Hotels in Omans Hauptstadt gaben eine Mehrbelegung von 46 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an. Das Wachstum wird vor allem auf ein erfolgreiches Marketing zurückgeführt, dass speziell auf den europäischen Markt ausgerichtet ist. Von diesem Erfolg angezogen, gab nun auch die Hotelkette Kempinski im Frühjahr dieses Jahres bekannt, dass sie im Jahr 2009 ein Hotel in dem Resort „The Wave, Muscat“ eröffnen werde. Das Hotel soll mit 300 Zimmern den wachsenden Touristenzahlen den bestmöglichen Luxus bieten. Das Projekt „The Wave, Muscat“ wird auf einer Fläche von 2,5 Quadratkilometern entlang der Küste zahlreiche Hotels, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten beherbergen. Auch ein 18-Loch-Golfplatz soll Freunde des grünen Sports anziehen.

Im Bildungsbereich ist inzwischen auch eine deutsche Universität ist auf Muskat aufmerksam geworden. Die RWTH Aachen ist als deutscher Partner an der Gründung der „Oman-German University of Technology“ beteiligt. Sultan Qabus bin Said ist ein starker Verfechter des Gedankens, dass der Jugend seine Landes exzellente Bildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen sollten. Für dieses ambitionierte Ziel ist mit der RWTH Aachen der richtige Partner gefunden worden. Die deutsche Universität besteht seit 135 Jahren und gehört zu den renommiertesten Bildungseinrichtungen in Europa. Im Moment zählt sie über 30.000 Studierende, von denen mehr als 5.500 aus Übersee kommen. Die „Oman-German University of Technology“ wurde im Mai dieses Jahres eingeweiht und wird am 1. September 2007 ihre Türen für omanische Studenten öffnen. Diese Zusammenarbeit ist ein weiterer Beweis für die fruchtbare deutsch-omanische Zusammenarbeit auf kulturellem, politischem und wirtschaftlichem Gebiet.