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AUSGABE Nr. 9 März - April 2008

Staatskapelle Dresden spielt in Abu Dhabi
Großer Wagner-Abend im Emirates Palace

Eines der ältesten und renommiertesten Orchester der Welt, die Staatskapelle Dresden, findet den Weg in die Emirate und gibt am 8. März ein Konzert für Wagnerliebhaber. Im Auditorium des luxuriösen Hotels Emirates Palace lädt der arabische Wagnerverein zu einer Darbietung der Spitzenklasse ein. Wagner-Ouvertüren und Zwischenspiele werden in den edlen Hallen unter Leitung des Stardirigenten Fabio Luisi zum Besten gegeben.

Staatskapelle Dresden – Wagners Wunderharfe

Die Staatskapelle Dresden wurde vor fast 460 Jahren in Sachsen gegründet und zählt heute zu den ältesten Orchestern weltweit. Berühmte Komponisten wie Beethoven, Strauß und Wagner selbst lobten die Professionalität und deklarierten schon zu ihrer Zeit die Kapelle als bestes Orchester der Welt.
Als „Wunderharfe“ bezeichnete Wagner das Ensemble bewundernd und ließ sich von dessen musikalischen Darbietungen immer wieder neu inspirieren. Auch heute überzeugt das Orchester durch seinen unverkennbaren Klang die Liebhaber klassischer Musik. Unter der Leitung der besten Dirigenten und Komponisten wurden in den letzten Jahrhunderten unzählige Opern in Dresden uraufgeführt. Das Repertoire der Staatskapelle umfasst die gesamte Spannweite von barocken bis hin zu zeitgenössischen Stücken. Zurück in der restaurierten Semperoper hebt sich pro Jahr alleine in Dresden 250 Mal der Vorhang.

Lohengrin am Golf

Im letzten Jahr wurde der erste Richard-Wagner-Verband der arabischen Welt in Abu Dhabi gegründet. Heute zählt der Verband schon 30 Mitglieder, darunter auch etliche Bürger der VAE. Zum Auftakt fand im letzten Februar ein Konzert der Spitzenklasse mit sechs Wagnersängern aus Deutschland statt. Die Sänger gaben aus ihrem breit gefächerten Repertoire Auszüge aus dem „Fliegenden Holländer“, „Parsifal“, „Lohengrin“, „Tannhäuser“ und der weltbekannten „Walküre“ zum Besten.
Die rund 140 weltweit agierenden Wagner-Verbände unterstützen Künstler, aber auch Wagner-Interessierte im Sinne Richard Wagners. Sie dienen der Verbreitung des Wagnererbes und dem besseren Verständnis seiner Musik und unterstützen den musikalischen Wagnernachwuchs.

Staatskapelle auf dem Weg in den Orient

Zum ersten Mal in der Geschichte des renommierten Orchesters finden die Musiker aus Sachsen ihren Weg in den Orient. Am 8. März findet im luxuriösen Ambiente des Emirates Palace ein Wagnerkonzert statt. So kommen die geladenen Gäste, darunter alleine 400 Wagnerianer aus Deutschland, in den Genuss des gesamten Ensembles der Staatskapelle Dresden. Für dieses Konzert reisen alle 110 Musiker aus der Heimat an. Von der Klanggewalt können sich die Gäste des voll besetzen Auditoriums selbst überzeugen. Alleine sechzig Streicher werden den Konzertsaal an diesem Abend zum Klingen bringen. Klangstark ertönen Auszüge aus „Rienzi“, „Tristan und Isolde“ und „Tannhäuser“. Medienwirksam wird das Konzert live nach Deutschland, Japan und China übertagen. Gleichzeitig findet unter der Leitung des Stardirigenten eine DVD-Aufnahme statt, die das erste Wagnerkonzert in dieser Besetzung dokumentiert. Die Darbietung sieht Ronald Perlwitz, Generalsekretär des arabischen Richard-Wagner-Verbands, nur als Auftakt zu einem jährlichen Festival. Perlwitz möchte zukünftig regelmäßige Opernabende organisieren:
„Es mag zwar zunächst paradox klingen, dass ein Künstler, der allgemein als sehr „deutsch“ angesehen wird, Richard Wagner, gerade in den Emiraten für so viel Aufsehen sorgt. Und doch handelt es sich um ein falsches Paradoxon. Wagner ist zunächst und vor allem Romantiker. Er setzt die Tradition eines Novalis, eines Friedrich Schlegel, eines E.T.A. Hoffmann fort und sucht, genauso wie sie, zu jenem Punkt vorzudringen, wo das allgemein Menschliche liegt, also in gewisser Hinsicht zum gemeinsamen Nenner der Menschheit. Damit eignet seiner Kunst eine Universalität, die wir in Deutschland, in Kriegs- und Nachkriegsklischees verstrickt, immer wieder so gerne übersehen. Wenn Studenten, ohne jegliche Vorbildung in Sachen klassischer Musik, Wagner-Opern aus meinem Büro holen und einen Tannhäuser, einen Tristan an einem Abend hören, dann glaube ich schon, dass hier das Romantische in Wagners Musik wirkt. Wagners Geschichten sind universell. Es geht um künstlerische und soziale Revolution, es geht um Normdurchbrechung, um Liebe, um Heldentum, um Religion. Also um Themen, die jeden jungen Menschen ansprechen müssten. Wohlgemerkt „müssten“, denn bei uns in Deutschland haben wir die stumpfe Übernahme amerikanischer „Fast-food-Kultur“ schon so weit getrieben, dass junge Menschen mehrheitlich alleine schon vor dem Tiefgang fliehen, den Wagners Werk erwartet. Wer immer in seichten Gewässern segelt, scheut das offene Meer, auch wenn seine Vorfahren es erkundet haben mögen. Was mich bei der Jugend dieses Landes beeindruckt ist, dass sie den Mut hat, Kurs aufs offene Meer zu setzen und sich nicht damit abgibt, den eigenen Geist mit Hip-Hop oder Techno-Gedröhn zu betäuben. Vielleicht auch, weil sie von vielen jener Normen umgeben ist, die Wagners Musik durchbrechen. Zwar haben wir auch in Europa noch lange nicht alle gesellschaftlichen Normen abgebaut, doch leider haben wir uns in ihnen wunderbar und bequem eingerichtet. Damit wird auch ein Grundgedanke der Romantik hier am Golf bestätigt. Dass Romantik nämlich international ist. Früher, zu Beginn des XIX. Jahrhunderts, war sie in Deutschland zu Hause, heute ist sie in ihren Faszinationsraum, in den Orient zurückgekehrt. Dass das Konzert der Staatskapelle Dresden in Abu Dhabi fast ausschließlich von emiratischer Seite finanziert wurde ist ein weiterer Beleg dafür, dass Wagner heute am Golf eine neue, wahre Heimat gefunden hat. Dem Meister aus Bayreuth hätte es gefallen!“