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AUSGABE Nr. 18 September - Oktober 2009

Louvre Abu Dhabi
Ausverkauf der französischen Museen oder Ausbau der kulturellen Freundschaft?

Der Louvre in Paris gilt als eines der renommiertesten Museen der Welt. Seit der Umwandlung vom  Königspalast zum Museum im Jahr 1793 hat er unzählige Menschen in seinen Bann gezogen und ihnen unschätzbare kulturelle Werte nähergebracht. Das meistbesuchte und drittgröβte Museum weltweit unterzeichnete vor zwei Jahren einen Kooperationsvertrag mit Abu Dhabi über den Bau eines Louvre-Ablegers in der emiratischen Hauptstadt.

Und so wie einst Napoléon Bonaparte loszog, um Ausstellungsstücke aus der ganzen Welt in den Louvre zu bringen, kamen Paris und Abu Dhabi zusammen, um den Louvre auf die arabische Halbinsel zu bringen. Das Museum soll voraussichtlich im Jahr 2012 auf der Insel „Saadiyat Island“ fertiggestellt und eröffnet werden. Zu den direkten Nachbarn zählen laut Bauplanung dann auch das Guggenheim und ein Meereskundemuseum.

Abu Dhabi arbeitet mit vielen Projekten darauf hin, eine Kulturhauptstadt in der arabischen Welt zu werden, und der Louvre Abu Dhabi ist ein großer Schritt in diese Richtung. Um das Projekt vorzustellen, fand im Sommer im Hotel Emirates Palace eine Ausstellung mit dem Thema „Talking Art - Louvre Abu Dhabi“ statt. Dort wurden - als kleiner Vorgeschmack - Kunstgegenstände aus dem Louvre in Paris gezeigt, darunter eine Jesusstatue aus Süddeutschland und das Gemälde „Jacobs Dream“ von Bartolome Esteban Murillo. Die Ausstellung zielte darauf ab, das Kunstinteresse zu fördern und den Louvre Abu Dhabi publik zu machen. Der geplante Louvre soll auf einer Fläche von 24.000 Quadratmetern sowohl permanente Ausstellungen beherbergen als auch wechselnde Leihgaben aus dem arabischen Raum, Frankreich und vielen anderen Orten der Welt ausstellen. Dafür zahlt Abu Dhabi einen hohen Preis: 700 Millionen Euro sollen nach Paris flieβen, davon allein 400 Millionen Euro für die Namensrechte.

Die Architektur des Museumsgebäudes, geplant vom Stararchitekten Jean Nouvel, ist bereits auf dem Papier einzigartig. Das Dach ist wie ein Netz erbaut und Sonnenstrahlen sollen die Räume hell erleuchten und ihnen einen mysteriösen und eindrucksvollen Glanz verleihen. Der Vorsitzende der Tourism Development & Investment Company, Seine Hoheit, Scheich Sultan Bin Tahnoon Al Nahyan, ist jedenfalls sehr stolz auf das im Jahr 2007 gestartete Projekt und den kulturellen Austausch, der dadurch stattfinden soll. Auch der Direktor des Louvre Paris, Henri Loyrette, freut sich sehr auf die Zusammenarbeit und darauf, dass der Louvre Paris dadurch ins 21. Jahrhundert befördert wird. Die französische Kunstszene befürchtet jedoch einen Ausverkauf der Pariser Museen und protestiert lautstark gegen die zunehmende Kommerzialisierung der Museumsarbeit.