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AUSGABE Nr. 19 November - Dezember 2009

Der ewige Kampf mit den Kilos für einen gesunden Lebensstil
Fünf Expats berichten

Wer kennt ihn nicht, den Kampf mit den Kilos? Der kritische Blick auf die Waage und in den Spiegel lassen insbesondere hier in den VAE viele verzweifeln. Es gibt wohl kaum einen Expat, der nicht drei oder vier Kilos mehr auf die Waage bringt, seit er hier seine Zelte aufgeschlagen hat. Die lokalen Magazine sind voll mit Tipps und Tricks, wie man die ungeliebten „Love Handles“ (Hüftspeck) wieder los wird oder generell mehr für seine Gesundheit tun kann. Schließlich zählt der Lebensstil hier nicht zu den gesündesten: zu wenig Bewegung und zu viel Fastfood. Discover ME hat sich umgehört und Tipps und Erfahrungsberichte gesammelt, wie man überflüssigen Pfunden zu Leibe rücken oder mehr für sein Wohlbefinden und seine Gesundheit tun kann. Die folgenden Geschichten sind eine nicht repräsentative Sammlung von eigenen Erfahrungen. Sie stellen keine Empfehlung dar, sondern zeigen nur auf, was fünf Expats tun, um in Form zu bleiben.

Ana Maria Mandai: Endlich fit!

Seit Monaten habe ich vor, ins Fitness-Studio zu gehen. Eines Tages nun wurden aus meinen Vorsätzen tatsächlich Taten. Ich wachte morgens auf und beschloss, sofort dort anzurufen. Am Abend war der Vertrag unterschrieben und 24 Stunden spürte ich schon den ersten Muskelkater!
Ich habe mir ein Studio ausgesucht, in dem ausschließlich Frauen trainieren. Ich wollte mich ganz aufs Training konzentrieren – zumindest so lange, bis ich auch in Stretchhosen eine gute Figur machen würde.
Meine erste Trainingseinheit war nur wenige Tage vor Beginn des Fastenmonats und ich musste mit Entsetzen feststellen, dass es auch im Studio nicht erlaubt war, Wasser zu trinken. Darüber hinaus durfte ich auch keine speziellen Fitness-Klamotten tragen – sie zeigen zu viel. Dabei hätte ich mir oft spezielle Sportkleidung gewünscht – allein des Schwitzens wegen. Doch damit nicht genug: Wer der Meinung ist, er könne hier einfach in eine Umkleide spazieren und sich den Sportdress überwerfen, der liegt falsch. Umziehen ist nur auf der Toilette möglich. Dabei hatte ich doch eigens ein Studio nur für Frauen gewählt!
Das war aber nicht die letzte Überraschung: Ein Trainer oder Mitglieder des Personals des Studios, die einem Tipps und Tricks geben oder die korrekte Haltung beim Trainieren überwachen: Fehlanzeige. Wenn man nicht für einen Personal Trainer bezahlt hat, kümmert sich auch keiner um einen. Selbst, wenn die falsche Haltung zu Gesundheitsschäden führen kann. Es ist einfach nicht ihr Job. Gewundert habe ich mich aber auch über die Frauen, die mit Make-Up ins Studio kommen. Und ich spreche nicht von ein wenig wasserfester Wimperntusche, sondern von einem voll geschminkten Gesicht. Das passt einfach nicht in ein Fitness-Studio.
Das aber sind alles Nebensächlichkeiten. Wichtig ist, sich zu erinnern, warum man hier ist. Die größte Herausforderung ist nämlich, diese Hürde täglich zu überwinden. Für mich bedeutet das also, dass ich mich gesund ernähre und regelmäßig ins Studio gehe. Auch wenn meine Mahlzeiten aus Früchten und Gemüse bestehen und hin und wieder ein paar Schokostückchen (Kakao ist eine Pflanze!) beinhalten, habe ich mir selbst versprochen, dass ich am Ball bleibe. Seit mehreren Wochen bin ich nun tapfer und ich bin überzeugt davon, dass ich es schaffe. Ich habe es hingekriegt, dass ich mindestens fünf Mal die Woche zum Trainieren gehe. Mein Geheimnis ist, mir selbst zu verzeihen. Wenn ich einen Tag nicht dort bin oder nur das Falsche gegessen habe, dann ist das kein Problem. Kein Druck, keine Schuldgefühle, nichts. Ich fange nicht jeden Tag aufs Neue an, sondern mache einfach weiter. Ich weiß, dass man die Ergebnisse früher oder später sehen wird und ich hab’s nicht eilig.

Anne-Susann Becker: Stressabbau im Schweiße meines Angesichts

Sport habe ich schon immer gern gemacht, selbst in Dubai. Nach einer Stunde Tennis oder ein paar Runden um den Safa Park ist mein Kopf frei von Sorgen und ich fühle mich entspannt. Meine Tennispartnerin ist nicht nur genauso sportbegeistert wie ich, sondern legt auch noch großen  Wert auf gesunde Ernährung. Das kann ich von mir nicht unbedingt behaupten, schließlich gehören Steaks und Burger zu meinen Lieblingsmahlzeiten. Sie schaffte es jedoch, mich davon zu überzeugen, mit ihr zum Bikram-Yoga zu gehen. Angeblich solle man sich schon nach wenigen Yogastunden wie ein neuer Mensch fühlen, Körper und Geist in Einklang bringen und den Appetit auf ungesunde Lebensmittel verlieren. Skeptisch, aber neugierig, stand ich eines Freitagmorgens in der Yogaschule. Dort stellte ich erleichtert fest, dass nicht alle Teilnehmer wie unbelehrbare Hippies aussahen. Zirka 20 Männer und Frauen, alt und jung, dick und dünn, aus aller Herren Länder versammelten sich in einem 40 Grad - heißen Raum. Ich wusste bereits, dass mich zwei Atemübungen und 26 genau vorgeschriebene Körperübungen erwarteten. Auf die Hitze war mein Körper allerdings nicht vorbereitet. Schon bei den anfänglichen Atemübungen, die unsere Lungen mit ausreichend Sauerstoff füllen sollten, wurde mir leicht übel. Die hohen Temperaturen machen eine sichere Muskel- und Sehnenarbeit möglich und durch das extreme Schwitzen entgiftet der Körper. Deshalb wurde mir in meiner ersten Yogastunde auch übel, erklärte mir die Instruktorin. Nach einigen Sekunden der Erholung auf meiner Matte folgte ich den Anweisungen der Yogalehrerin, so gut wie es ging und entdeckte Partien meines Körpers, denen ich bisher noch nie Beachtung geschenkt hatte. Die Positionen heißen „Arda Chandrasana“, „Garuasana“ oder „Dhanurasana“ und sind teilweise auch so kompliziert, wie sie klingen. Diese Art der Übungen wurde von dem indischen Yogameister Bikram Choudhury entwickelt und die verschiedenen Positionen - stehend und liegend -  sollen jede einzelne Sehne und jeden einzelnen Muskel unseres Körpers formen. Nach 90 Minuten schweißtreibendem Kampf gegen die Inflexibilität meines Körpers und gelegentlichen Übelkeitsattacken hatte ich dann meine erste Yogastunde geschafft und war glücklich. So glücklich, dass ich am nächsten Tag wieder im selben Raum stand und freiwillig heiße Luft einatmete. Nach den ersten paar Lektionen konnte ich mich auch schon viel besser auf die Technik konzentrieren und bemerkte erste Fortschritte. Was mich am meisten faszinierte, war die positive Auswirkung auf meine Stimmung: Ich war ausgeglichen, entspannt und fühlte mich rundum gut. Meine gelegentliche Lust auf Fast Food habe ich allerdings bis heute nicht ausgeschwitzt.

Anika Weis: Fasten – Eine neue Erfahrung

Fasten ist eine islamische Tradition, die tausende von Jahren zurückreicht. In den vier Wochen des Ramadans darf zwischen Sonnenauf- und Untergang weder gegessen noch getrunken werden, und auch Rauchen und körperlicher Kontakt mit dem Partner sind untersagt. Ich, als Christin, habe das Fasten ausprobiert, und ich muss sagen, dass es nicht so schwer ist, wie es scheint. Die Muslime freuen sich immer sehr auf diese Festtage und es gibt einen guten Grund dafür: Das Familienleben wird intensiviert, man verbringt mehr Zeit mit seinen Lieben, und zum Iftar nach Sonnenuntergang kommen alle zum Essen zusammen.
Die ersten Tage sind schwer, man fühlt sich ausgetrocknet und hungrig, tendiert zu Kopfschmerzen. Aber schon am zweiten oder dritten Tag spürt man den Hunger und Durst nicht mehr so intensiv, vor allem, wenn man Ablenkung hat. Mittags wird angefangen zu kochen - ein Test für die Köche, nicht zu essen - aber sie schaffen es trotzdem, denn das Fasten hat auch viel mit Willenskraft zu tun.
Ich war imstande, diese Ausdauer aufzubringen und habe das Fasten genossen. Die Versuchung war immer da, aber die Freude am Abend, den ganzen Tag durchgehalten zu haben, kann man nicht mit Essen ersetzen. Fasten kann man allerdings nicht als Fitness betrachten. So nimmt man während des Ramadans weder zu noch ab, sondern reinigt seinen Körper, was der Sinn der Sache ist. Man hat beim Iftar das Gefühl, eine Leistung vollbracht zu haben, und man fühlt sich leicht, was sehr angenehm ist. Auch wenn man den Eindruck hat, während des Ramadans viel mehr zu essen als an normalen Tagen, ist das gar nicht so. Man isst genauso viel, aber auf einen kürzeren Zeitraum verteilt. Beim Fastenbrechen mit Datteln und Laban stillt man schon den ersten Hunger und isst am Ende weniger, da man über viele Stunden nichts aufgenommen hat und daher der Magen keine groβe Mahlzeit vertragen kann.
Also habe ich beim Iftar kleine Mahlzeiten gegessen, aber weil meine arabischen Freunde auch gerne herzhaft kochen, habe ich nicht nur Gesundes gegessen. Deshalb gibt es im Ramadan auch keinen Unterschied bezüglich des Gewichts. Das mag sich allerdings während der Eid-Feiertage ändern, denn in jenen Tagen nach dem Ramadan ist man in Gesellschaft der ganzen Familie und es wird hauptsächlich gegessen. Das Essen ist in der arabischen Gesellschaft sehr wichtig, es steht immer etwas Essbares bereit, für Gäste oder den kleinen Hunger zwischendurch, und deshalb wird es zu einem groβen sozialen Ereignis gemacht. Wer also den Ramadan nutzen will, um abzunehmen, muss auch beim Iftar nur gesund essen. Auf normalem Wege hält sich das Gewicht. Motiviert zur Fitness ist man allerdings nicht, wenn man nichts trinken kann. Aber das Fasten ist defintiv eine Erfahrung wert, und ich werde diese Erfahrung wiederholen, denn ich fühle mich gut dabei.

Mariel Papa: Wasser statt Diätpillen

Seit einigen Monaten mache ich eine Wassertherapie. Eine hervorragende Unterstützung für meine Diät. Anstelle fester Nahrung trinke ich Wasser, um mich gesättigt zu fühlen. Ein guter Nebeneffekt ist eine funktionierende Verdauung. Bevor ich die Wassertherapie begonnen habe, nahm ich Unmengen von Diätpillen und Abnehmtee zu mir. Ich habe annähernd alle Medikamente zu mir genommen, die mir meine Freunde empfohlen haben, nur um in der Lage zu sein abzunehmen.  Mein Bruder, der die  Wassertherapie länger als ein Jahr gemacht hat, verlor 20 Pfund. Für mich war es am Anfang sehr anstrengend, obwohl ich stets versucht habe, meine Essgewohnheiten unter Kontrolle zu bringen. Am schlimmsten war es, mich beim Abendessen zu beherrschen. Besonders, wenn alle meine Familienmitglieder zusammenkamen, um gemeinsam zu essen. Für mich gab es dann eben nur ein Glas Wasser. Manchmal begannen alle zu lachen und sagten mir, ich solle es doch sein lassen. Aber ich wollte ihnen beweisen, dass ich es kann. Stets versuchte ich, mich selbst zu motivieren, denn ohne Fleiß kein Preis.
Bei einer Größe von 1,50 Metern liegt mein Gewicht mittlerweile bei 46 Kilogramm. Vorher waren es 57 Kilogramm. Um dies zu erreichen, habe ich drei Tage lang nur Wasser getrunken und keine feste Nahrung zu mir genommen. Am vierten Tag konnte ich normal essen. Schließlich wiederholte sich der Rhythmus: drei Tage nur Wasser trinken, um dann am 4. Tag wieder essen zu können. Sobald das Wunschgewicht erreicht ist, sollte man versuchen, nicht wieder über die Stränge zu schlagen.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt war, dass meine Sommersprossen nun heller wirken. Außerdem kann ich jetzt Kleidung tragen, die mir vorher nicht passte.

Alexa Siersdorfer – Ernährungsumstellung

Da ein Training in geschlossenen Räumen noch nie mein Fall war und ich sowieso gerade einen ganzen Einkaufskorb voller Gemüse nach Hause gebracht hatte, stand schnell fest, dass die Ernährungsumstellung mein Thema für die nächsten Wochen war.
Die Grundprinzipien waren ganz einfach: Müsli oder Obst statt Wurstbrötchen zum Frühstück, dann Gemüse als Mittagessen, Fisch oder Hühnchen mit Salat oder Gemüse zum Abendessen. Sahnesaucen wurden weitestgehend gestrichen, dafür stieg der Verbrauch an Olivenöl.
Als Snack zwischendurch hatte ich bisher bevorzugt Schokolade verkonsumiert. Diese wurde jetzt (fast) ersatzlos gestrichen und von folgenden Leckerlies abgelöst: Karottenschnitze mit Hüttenkäse, Grüner Spargel, gebraten in Olivenöl mit Ei (nur das Eiweiß, nie das Fett enthaltende Eigelb), Thunfisch, Obstsalat, Pomelo (unglaublich, wie sehr das Ding schon beim Zerteilen satt macht!). Das Tolle an dieser Ernährungsumstellung: Selbst kleine Aussetzer verzeiht das „System“: So war ich zwischendurch ausgiebig auf dem Oktoberfest – aber mein ganzes „Ich“ hatte mittlerweile die Umstellung auf gesündere Kost verinnerlicht: Obwohl ich auch Hax‘n, Schweinebraten  und Wurstsalat probierte, dienten eher Rettich und Sauerkraut vorrangig  als Sattmacher. Es geht also wohl doch vom Kopf aus – und aus diesem Grund ist diese Art der Gewichtsabnahme auch so erfolgreich: Die langfristige Wirkung ist garantiert! Es geht nicht darum, auf die Schnelle 10 kg zu verlieren, die dann innerhalb von zwei Wochen wieder auf den Hüften herumlungern. Mit ein bisschen gesundem Selbsterhaltungstrieb funktioniert diese Methode langfristig wie von selbst.
Das Ergebnis: Ich habe pro Woche  - je nach der aufgebrachten Disziplin - zwischen einem halben und einem ganzen Kilogramm abgenommen. Und der Taillenumfang ist um ganze 4 cm geschrumpft! Fazit: Auch wenn es Methoden gibt, mit denen man schneller abnehmen kann - ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, auf irgendetwas verzichten zu müssen. Ich fühle mich fit und die Kleidung zwickt auch nicht mehr!