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AUSGABE Nr. 22 Mai / Juni 2010

Die Vereinigten Arabischen Emirate im Überblick
Teil V: Fujairah

Fujairah (arabisch „al-Fuğayrah”) nimmt mit einer Fläche von 1.165 Quadratkilometern und etwa 130.000 Einwohnern größenmäβig Platz fünf auf der Rangliste der sieben Emirate ein. Innerhalb der Staatenföderation hält Fujairah eine Sonderposition: Es ist das einzige Emirat, das vollständig auf der Ostseite des Landes am Golf von Oman liegt und nicht, wie die anderen sechs Emirate, an der Küste des Arabischen Golfs. Der malerische Gebirgszug des Hajar-Gebirges, der die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) von Ras Al Khaimah bis Al Ain in zwei Areale teilt, trennt somit Fujairah geographisch vom Rest des Landes ab. Der Name „Fujairah“ rührt von einer unter diesen Bergen gelegenen Wasserquelle her. Die historische Bedeutung Fujairahs reicht mehr als 2.000 Jahre zurück. In der damaligen Zeit war es als „Land der Meeresriesen“ bekannt.

NATUR & KLIMA
Fujairah, mit seiner fantastischen Lage zwischen Hajar-Gebirge und der Küste des Indischen Ozeans, hat in Bezug auf Naturerlebnisse und Entspannung einiges zu bieten. Während das Auge gleichzeitig Gebirgszüge, Wüste und Meer im Blick einfängt, wird dem Besucher schnell klar, warum Fujairah zu den beliebtesten inländischen Ausflugszielen zählt. Das Emirat ist ein Ort von beachtlicher landschaftlicher Schönheit, wo sich schroffe Bergketten und karge Täler abwechseln und schließlich in einer palmenbewachsenen Küstenebene auslaufen. Entlang der Küste befinden sich zahlreiche überwältigende Strände und sensationelle Tauchgebiete, während das Hinterland mehrere kulturelle und historische Stätten beherbergt.
Fujairahs Landoberfläche macht nur etwa 1,5 Prozent der Gesamtfläche der VAE aus. Mit seinen 90 Kilometern atemberaubender Küstenlinie bildet es den Hauptteil der Meeresgrenze entlang des Golf von Oman, unterbrochen nur durch drei kleine Gebiete, die unter der Verwaltung des Emirats Sharjah stehen. Das Emirat ist größtenteils gebirgig; der Streifen Flachland an der Küste ist an den meisten Stellen sehr schmal. Entlang des Meeresufers wurden künstliche Korallenriffe geschaffen, die die Küste zu einem Paradies für Taucher und Schnorchler machen. Khor Kalba, nur zwölf Kilometer südlich von Fujairah-Stadt gelegen, verfügt über den ältesten Mangrovensumpf auf der gesamten arabischen Halbinsel.
Fujairah ist als einziges der sieben Emirate fast ausschließlich von Gebirge überzogen, was zu überdurchschnittlich hohen Regenfällen führt. Dies gibt den ortsansässigen Bauern die Möglichkeit, zuverlässig jedes Jahr eine Ernte zu sichern. Das Klima ist saisonalen Schwankungen unterworfen, wenn es auch die meiste Zeit des Jahres warm ist. Zwischen Oktober und März ist das Wetter mit etwa 25 Grad angenehm mild, während in den Sommermonaten Temperaturen über 40 Grad keine Seltenheit sind. Die Wintermonate sind gleichzeitig Regenzeit; ein Großteil der jährlichen Niederschläge fällt dann, abgesehen vom gebirgigen Gelände, auf Grund der vom Indischen Ozean wehenden und Regenwolken bringenden Winde.

GESCHICHTE
Bis 1952 war Fujairah Teil des Emirats Sharjah. Nach seiner Unabhängigkeit trat es am 2. Dezember 1971, dem Tag der Staatsgründung der VAE, der Staatenföderation bei. Erst 1975 jedoch tauschte das Emirat seine eigene rote Flagge gegen die gemeinsame Flagge der VAE ein. Sheikh Hamad Bin Mohamed Al Sharqi ist seit 1974 Regent Fujairahs.

FUJAIRAH-STADT
Fujairahs gleichnamige Hauptstadt gleicht eher einer sympathisch-verschlafenen Kleinstadt, nicht zu vergleichen mit der Geschäftigkeit Abu Dhabis oder dem Glamour und Glanz Dubais. Die Altstadt nördlich der Moschee besteht aus kaum mehr als einer Handvoll original erhaltener Häuser und einiger Ruinen. Das leicht erhoben liegende restaurierte Fort neben den Palmengärten ist ebenfalls Teil der historischen Altstadt. In der Vergangenheit waren es die majestätischen Dattelpalmen, die den Ruf und den bescheidenen Reichtum der Stadt ausmachten. Als Statussymbol von heute gilt das direkt am Strand gelegene Fujairah Hilton Hotel. Trotz seines bislang eher spärlichen Bekanntheitsgrades gilt Fujairah als ein sich rasant entwickelndes Handels- und Tourismuszentrum. Diese Entwicklung verdankt die Stadt größtenteils ihrer strategisch günstigen Lage, die sich durch einfachen Zugang zu internationalen Schifffahrtrouten auszeichnet und darüber hinaus auch landschaftlich äußerst attraktiv ist. Fujairah verfügt über einen eigenen internationalen Flughafen, der jedoch nur von Frachtflugzeugen angeflogen wird. Reisende müssen einen der Flughäfen der benachbarten Emirate nutzen.

WIRTSCHAFT
Wirtschaftlich ist Fujairah stark von Subventionen und staatlichen Zuschüssen der Regierung in Abu Dhabi abhängig. Diese werden unter anderem für den Aufbau einer touristischen Infrastruktur am nördlichen Ende der Küste, in der Nähe zur omanischen Musandam-Grenze, verwendet.
Noch ist die überwiegende Mehrheit der lokalen arbeitenden Bevölkerung im Staatssektor angestellt. Unternehmertum und Selbstständigkeit sind unter den Einheimischen kaum verbreitet. Wie in den anderen Emiraten gilt auch in Fujairah die Regel, dass ausländische Anteilseigner höchstens 49 Prozent einer Unternehmung besitzen dürfen. Im Vergleich zu den reicheren Emiraten Abu Dhabi und Dubai setzt Fujairah weniger daran, Investitionen anzuziehen und Ausländern ist es nicht erlaubt, Boden zu besitzen. Dennoch hat auch Fujairah eine Freihandelszone im Anliegerbereich des führenden Seehafens am Golf von Oman eingerichtet. Auch einige deutsche Firmen haben sich im Emirat Fujairah angesiedelt, darunter „BIT Logistics & Transportation LLC“ und „Industrial Partnerships FZE“ in der Stadt Fujairah  sowie die „Bilfinger Berger Ingenieurbau GmbH“, „Böhm & Partners Architects FZC“ und „Three Monkeys Creative Consulting MFZ LLC“ in der Freihandelszone.
Das Hauptgeschäftszentrum der Stadt Fujairah liegt entlang der Hamdan Bin Abdullah-Straße zwischen dem Fujairah Trade Center und der Küste. Die Lage des Hafens an einer der international bedeutendsten Schifffahrtstraßen spielte eine Schlüsselrolle in seiner Entwicklung zu einem der weltgrößten Ölbunkerungshäfen. Er wurde vor allem in Zeiten, in denen sich der Arabische Golf von Unruhe und Kriegen bedroht sah, als Alternative gepriesen. 1995 nahm die erste Erdölraffinerie mit einer Kapazität von 30.000 Barrel pro Tag die Produktion auf. Exportiert wurde direkt über den Golf von Oman. Noch im Bau befindet sich die 360 Kilometer lange Ölpipeline von Habshan in der Wüste des Emirats Abu Dhabi zum Hafen von Fujairah. Von hier aus sollen in Zukunft 1,5 Millionen Barrel täglich ausgeführt werden, um die Straße von Hormuz zu umgehen, die wegen ihrer strategischen Bedeutsamkeit als kritische Transportroute betrachtet wird.
Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Fujairah ist der Tourismus. Seit einigen Jahren schießen auch hier erstklassige Hotels, Ressorts und Einkaufszentren aus dem Boden, um dem anspruchsvollen Reisenden seinen Aufenthalt in der weitgehend unentdeckten Destination am Indischen Ozean so angenehm wie möglich zu gestalten. Die Stadt Fujairah selbst beheimatet bereits einige Fünf-Sterne-Hotels, die auch gerne von Ortsansässigen aus Dubai und Abu Dhabi für Kurzausflüge genutzt werden. Das „Hilton Fujairah Resort“ verfügt über einen 200 Meter langen Privatstrand aus schwarzem Lavasand und bietet neben Tennis-, Golf-, und Wassersportanlagen auch einen Health Club. Zweimal wöchentlich verkehrt außerdem ein Shuttle-Service zwischen dem Hotel und Dubai. Zu dem im Kolonialstil erbauten „Fujairah Rotana Resort & Spa“ gehören ebenfalls ein Privatstrand sowie zahlreiche Annehmlichkeiten. Neben dem Wellness- und dem Fitnessbereich ist besonders das Massagezelt mit Blick aufs Meer hervorzuheben. Das exklusive Ferienressort „Le Meridien Al Aqah Beach Resort“ liegt direkt am 230 Meter langen Al Aqah- Naturstrand. Der größte Süßwasserpool der Emirate, die herausragende Architektur sowie kulinarische Spezialitäten verschiedener Restaurants machen das Hotel zu einem der bevorzugten Ausflugsziele in Fujairah, nicht nur für Ruhe suchende Touristen, sondern auch für Einheimische und für Wochenendurlauber aus den Nachbaremiraten. Ebenfalls am Strand von Al Aqah liegt das schöne „JAL Fujairah Resort & Spa“. Alle Zimmer bestechen durch einen traumhaften Blick auf den Indischen Ozean und den 500 Meter langen Sandstrand. Gästen steht zweimal wöchentlich ein kostenloser Shuttleservice zum Dubai City Center und zur Mall of Emirates zur Verfügung. Das „Iberotel Miramar Al Aqah Beach Resort“ ist im arabischen Stil gehalten und fügt sich mit seinen maximal dreistöckigen Gebäuden optimal in die Landschaft zwischen Bergen und Meer ein. Aufgrund seiner übersichtlichen Größe und der kinderfreundlichen Ausstattung wird das Hotel gerne von Familien besucht. Das „Al Diar Siji Hotel Fujairah“ ist ein Business-Hotel im Stadtzentrum nahe des Trade and Exhibition Center. Auch Geschäfte, Banken sowie die meisten Touristenattraktionen der Stadt befinden sich in Laufnähe. Den fehlenden Strandzugang gleicht ein Pool auf der Dachterasse des Gebäudes aus. Ebenfalls im Stadtzentrum befindet sich das im April neu eröffnete Iberotel Concorde Hotel Fujairah. Neben einer günstigen Lage für sowohl Geschäfts- als auch Freizeitreisende verfügt Concorde über den größten Ballsaal an der Ostküste und bietet damit die idealen Räumlichkeiten für größere Privatveranstaltungen jeglicher Art. Etwas preiswerter sind die Vier-Sterne-Hotels „Oceanic Hotel“ in Khor Fakkan und „Royal Beach Hotel & Resort“.
Landwirtschaft und Fischerei sind die beiden traditionellen Säulen der Wirtschaft in Fujairah und heute noch weit verbreitet. Weitere lokale Industriezweige umfassen die Produktion von Marmor, Keramikkacheln, Isolationsstoffen, Betonblöcken, Zement, Reifen und Schuhen.

ATTRAKTIONEN DER OSTKÜSTE
Die Stadt Fujairah selbst hat einige kleinere Touristenattraktionen zu bieten. Hauptziel vieler Besucher der Ostküste ist jedoch die eigentliche Fahrt entlang des Golf von Oman in Richtung Musandam, einer zum Sultanat von Oman gehörenden Halbinsel. Diese Strecke führt an vielen ansehnlichen Orten des Emirats vorbei. Die vermutlich 360 Jahre alte Festung Fujairahs befindet sich auf einem Hügel am Rande eines Dattelpalmengartens und ist umrundet von den baulichen Überresten der alten Stadtteile. Im frühen zwanzigsten Jahrhundert wurde die Festung während eines britischen Bombardements stark beschädigt, aber vor kurzem wieder aufgebaut. Nahe der Festung von Fujairah gelegen, bietet das Heritage Village eine sehenswerte Ansammlung traditioneller Häuser („‘arish“) und Fischerboote („shasha“) aus Palmwedeln. Dem Besucher erschließt sich damit, wie das klassische Alltagsleben an der Ostküste früher ausgesehen hat.
Das Museum von Fujairah, etwas weiter südlich der Festung und gegenüber dem Herrscherpalast gelegen, ist ein kleines modernes Gebäude, das einst eine Residenz Sheikh Zayeds war. Heute werden darin zahlreiche archäologische Artefakte von Ausgrabungen in Qidfa, Bithnah und anderen Orten zur Schau gestellt, neben ethnografischen Exponaten  über das Erbe und die Traditionen der VAE, zu denen Waffen, Kostüme und Beduinenschmuck gehören. Die auch als Nationalpark bezeichneten Ain Al Madhab-Gärten befinden sich am westlichen Zipfel von Fujairah Stadt. In den weitläufigen Parkanlagen befinden sich neben Spielplätzen, einem kleinen Heritage Village mit traditionellen Kostümen, Töpfereien und Alltagsutensilien sowie den Ruinen einer alten Festung, auch mineralische Quellen und Chalet-Unterkünfte. 
Während der Wintermonate findet freitags von 16 bis 19 Uhr zwischen der Corniche und der Küstenstraße ein Spektakel der besonderen Art statt, das scharenweise Einheimische und überraschend viele Frauen anzieht. Stiere werden aus allen Landesteilen der VAE hierher gebracht, um ihre Stärke gegeneinander zu testen. Die fünf bis sechs Emirater, die den Kampf bewerten, sitzen im Schneidersitz auf dem Boden und beobachten das Geschehen aus beängstigender Nähe. Wenn die Stierkämpfe auch nie ein blutiges Ende nehmen, so treiben die imposanten Tiere doch des Öfteren einige Besucher in die Flucht.
Fährt man von Fujairah-Stadt aus die Küste entlang in Richtung Musandam-Halbinsel, kommt man zunächst nach Khor Fakkan Badiyah und Dibba - drei lohnenswerte Ausflugsziele an der Ostküste. Khor Fakkan ist eigentlich eine Enklave des Emirats Sharjah und nach Fujairah die größte Stadt an der Ostküste. Neben einem fantastischen weiβen Sandstrand und einer belebten Küstenstraße mit mehreren schönen Gärten und Spielplätzen findet man hier auch einen der wichtigsten Seehäfen der VAE. Es liegt wohl allerdings am Alkoholverbot des Emirats Sharjah, dass Khor Fakkan nicht im bevorzugten Interesse internationaler Urlauber steht.
Das acht Kilometer nördlich von Khor Fakkan gelegene Fischerdorf Badiyah gehört dann wieder zum Emirat Fujairah und ist eines der ältesten Dörfer am Golf. Ausgrabungen zeigten, dass es seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. ununterbrochen besiedelt ist. Bekannt ist Badiyah vor allem für seine Moschee, vermutlich die älteste in den VAE. Das reizvolle, erdfarbene Gebäude wurde zwischen 1446 und 1668 in einen kleinen Hang im Norden der Stadt hineingebaut. In den Hügeln hinter Badiyah befinden sich mehrere, teilweise verfallene Wachtürme, von denen sich ein perfekter Ausblick auf das Hajar-Gebirge, den glitzernden blauen Ozean sowie die Palmenplantagen am Fuβe der Hügel gleichzeitig bietet. Die Korallenriffe und Buchten in der Umgebung von Badiyah bieten exzellente Tauch- und Schnorchelbedingungen. In der unmittelbaren Gegend von Badiyah befinden sich neun, in Dibba Richtung Norden weitere sechs anerkannte Tauchgebiete, die alle über eine Unterwasserwelt verfügen, die ein Taucherlebnis von Weltklasse garantiert.  
Das charmante Fischerdörfchen Dibba erlangte geschichtliche Bedeutung als Austragungsort einer der größten Schlachten der Ridda-Kriege, in denen die Muslime nach dem Tod des Propheten Mohammed die Arabische Halbinsel zurück eroberten. Der Sieg in Dibba im Jahre 633 markierte das Ende der Rückeroberung Arabiens. Was Dibba heute einzigartig macht, ist die Tatsache, dass es als einzige Stadt von zwei Sheikhs und einem Sultan regiert wird. Eigentlich setzt es sich nämlich aus drei an der Küste liegenden Dörfern zusammen, von denen jeweils eines zu Fujairah und Sharjah und das dritte zum Sultanat Oman gehört. Der in anderen Emiraten allgegenwärtige Bauboom scheint Dibba noch nicht erreicht zu haben. Dies macht das Städtchen optimal für Spaziergänge zwischen dem palmengesäumten Strand und den niedrigen Gebäuden mit ihren farbenfroh bemalten Türen. Dibba besitzt außerdem eine der eindrucksvollsten Moscheen der Ostküste, in deren Rücken sich das imposante Hajar-Gebirge erhebt.