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AUSGABE Nr. 23 Juli / August 2010

Deutsch – Sprache der Ideen
Die Bedeutung unserer Sprache in der Welt

Fremdsprachenkenntnisse sind in der globalisierten Welt eine Investition in die Zukunft. Und Deutsch ist der Schlüssel zur größten Volkswirtschaft Europas. Deutschland genießt international hohes Ansehen: als drittgrößte Wirtschaftsnation, als Investitionsstandort und als Exporteur für Spitzenprodukte von „Adidas“ bis „Zewa“.

Der Kommissar im Deutschkurs

Es ist Sonntagmorgen, zehn Uhr. Neun Auszubildende der „Dubai Police Academy“ haben sich zu ihren täglichen drei Stunden Deutschunterricht im „Goethe-Institut“ eingefunden. Die Ägypterin Iman fragt die Studenten, wie sie ihr Wochenende verbracht haben – natürlich auf Deutsch. Seit einem Jahr und zwei Monaten lernen die Polizei-Azubis unterschiedlichen Alters die deutsche Sprache. Im Unterricht wird fast ausschließlich Deutsch gesprochen. Und wenn doch einmal ein Wort auf Arabisch fällt, schwenkt Iman, die selbst in Deutschland aufgewachsen ist, schnell wieder auf die Fremdsprache um.
Seit 2007 bietet die Sprachabteilung des Goethe-Instituts in Dubai in Zusammenarbeit mit der Dubai Police Academy Deutschkurse für deren Studenten an. Die Kurse werden intern ausgeschrieben, Auszubildende aller Bereiche können sich dann dafür bewerben. 2006 zog das Goethe-Institut Golf-Region in Abu Dhabi ein. Die Sprachabteilung in Dubai wurde ein Jahr später eröffnet. Pro Semester lernen hier rund 90 Sprachstudenten. Zusätzlich dazu die insgesamt etwa 25 Anfänger und Fortgeschrittene der Dubai Police Academy plus Teilnehmer von Firmenkursen, die extern stattfinden. „In Anbetracht des kurzen Zeitraums, seit dem die Sprachabteilung erst besteht, sind diese Zahlen zufriedenstellend“, bewertet Friederike Moeschel, Leiterin des Dubai-Büros, die Situation. „Natürlich hätten wir noch Ausbaupotential, prinzipiell lässt sich aber mit dieser Auslastung arbeiten.“ Interne Umfragen des Goethe-Instituts unter seinen Kursbesuchern nach den individuellen Motivationsfaktoren ergeben zwei klare Kategorien: Zum einen sind es vor allem Mitarbeiter deutscher Firmen beziehungsweise Unternehmen, die mit deutschen Geschäftspartnern in Kontakt stehen. Die zweite große Gruppe stellen Angehörige der verschiedensten Nationalitäten dar, die mit deutschsprachigen Partnern zusammenleben. Zunehmend finden sich jedoch auch junge Inder und Iraner, die auf eigenen Wunsch oder von den Eltern motiviert, beabsichtigen, zum Studium nach Deutschland zu gehen. Kinder trifft man kaum unter den Deutschlernenden in den Emiraten an. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass an keiner einzigen Schule in den VAE Deutsch als Nebenfach angeboten wird. Außerhalb der drei deutschen Schulen in Abu Dhabi, Dubai und Sharjah hat also kein Schüler die Möglichkeit, einen Einstieg in die deutsche Sprache zu finden. Firmen, die in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Sprachkurse für ihre Mitarbeiter anbieten, sind meist mittelständische deutsche Unternehmen, aber auch vermehrt emiratische Betriebe, die mit deutschen Unternehmen kooperieren oder in die Bundesrepublik expandieren wollen. Zu den Gründen, warum diese Firmen in Sprachkurse für ihre ausländischen Mitarbeiter investieren, gehört der Gedanke des Leistungsanreizes durch Extraförderung, aber auch der konkrete Wunsch, die telefonische und schriftliche Kommunikation mit deutschen Geschäftspartnern oder Mutterfirmen zumindest auf Basisniveau zu ermöglichen. Unter den gesamten Kursteilnehmern im Goethe-Institut sind maximal zehn Prozent Emirater. Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer kommt aus den anderen arabischen Ländern, Nordafrika, sowie vom indischen Subkontinent.
Nicht so im allmorgendlichen Kurs der Police Academy, in dem - außer der Lehrerin - nur männliche Emirater sitzen. Einer der Studenten, ein Augenarzt, erzählt, dass er zum weiterführenden Studium nach Deutschland möchte. Für die meisten seiner Kollegen steht Reisen klar auf Platz eins der Motivationsfaktoren. „Adnan ist der eigentliche Organisator des Oktoberfests“ – da sind sich seine Mitstudenten einig. Der Emirater mit dem verschmitzten Grinsen nickt stolz: Schon drei Mal besuchte er die bayrische Wiesn. Und München ist seiner Meinung nach ganz klar die schönste Stadt Deutschlands. Ein wichtiger Grund, warum ausgerechnet die Police Academy ihren Nachwuchskräften Deutschkurse ermöglicht, ist sicher auch die hohe Ausländerrate in den Emiraten.
Nur knapp die Hälfte der anwesenden Studenten äußert die Absicht, ihre eigenen Kinder später auch Deutsch lernen zu lassen. Auf der Hitliste der Fremdsprachen kommt vor dem Spitzenreiter Englisch für die meisten erst noch Französisch. Nach ihren Assoziationen mit Deutschland gefragt, rattern die Studenten gleich eine ganze Liste herunter: Angefangen von – natürlich – Autos, über die Naturlandschaft und die Sicherheit in Deutschland bis hin zum unvermeidlichen Fuβball. Doch auch Bibliotheken sind unter den genannten Vorstellungen. Die Bedeutung der deutschen Kultur und Geschichte scheint also auch im Lehrplaninhalt des Goethe-Insitutus einen hohen Stellenwert einzunehmen. Aber heute spricht Iman mit ihren Studenten erstmal über Ausdrucksweisen zur Beschreibung von Mimik und Gestik. Reine Sprachkenntnisse allein sind ja schließlich nicht alles.

Sprechen Sie Deutsch?

Deutsch wird von etwa 125 Millionen Menschen als Erst- oder Zweitsprache gesprochen und gehört damit zu den bedeutendsten Sprachen weltweit. Es ist einzige oder regionale Amtssprache in sieben europäischen Ländern und in 40 weiteren Ländern verbreitet. Global betrachtet, ist Deutsch nach Englisch die zweitwichtigste Sprache in Handel, Tourismus und Diplomatie. Auch als Wissenschaftssprache fällt dem Deutschen eine enorme Bedeutung zu. Viele wichtige Theorien wurden in dieser Sprache festgehalten. Außerdem verfassten zahlreiche bedeutende Dichter, Denker und Musiker ihre Werke in deutscher Sprache.
Die deutsche Sprachgeschichte ist ungefähr 1200 Jahre alt und entwickelte sich vom Althochdeutschen über das Mittel- und Frühneuhochdeutsche zum Neuhochdeutschen, das seit Mitte des 17. Jahrhunderts gesprochen wird. Den stärksten Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Sprache hatten Martin Luther, der um 1500 die Bibel ins Deutsche übersetzte, und die als Märchensammler bekannten Gebrüder Grimm, die darüber hinaus die deutsche Sprachwissenschaft begründeten und als Verfasser des ersten deutschen Wörterbuchs gelten.
Als Fremdsprache wird Deutsch vor allem über die Schulen vermittelt: Unter den über 14 Millionen Menschen, die im Jahr 2010 außerhalb der Bundesrepublik Deutsch lernen, sind allein über 12,3 Millionen Schüler. An Hochschulen wird Deutsch als Fremdsprache (DaF) von knapp 1,5 Millionen Studierenden gelernt. Die restlichen DaF-Lerner studieren an anderen Einrichtungen. 120.000 Lehrer unterrichten an Schulen außerhalb der deutschsprachigen Länder Deutsch. Hinzu kommen 19.000 Hochschullehrer, die in 1.643 germanistischen Fachbereichen unterrichten. Außerhalb des deutschsprachigen Raumes werden über 70 Studiengänge ganz oder teilweise in deutscher Sprache angeboten. Regional sind die meisten Deutschlerner in Polen zu finden (2,35 Millionen), gefolgt von Russland (2,3 Millionen) und Frankreich (1,2 Millionen).
Der Erwerb der deutschen Sprache wird durch ein System von Prüfungen ergänzt. Erfolreich abgelegte Prüfungen auf bestimmten Niveaustufen dienen als Nachweis ausreichender Beherrschung der deutschen Sprache gegenüber Arbeitgebern und Behörden, aber auch bei der Zulassung zum Studium in Deutschland. Wichtiges Instrument ist auch ein weltweites Netzwerk an Partnerschulen, das Zugang zur deutschen Sprache und Bildung ermöglichen und Interesse am Deutschland von heute wecken soll. In der Partnerschulinitiative des Auswärtigen Amts sind weltweit über 1.500 Schulen über die deutsche Sprache in einem globalen Bildungsnetzwerk verknüpft.
Die zunehmende Internationalisierung wirtschaftlicher, kultureller, politischer und wissenschaftlicher Kommunikationsprozesse führte in den letzten Jahren dazu, dass immer mehr Gebrauchsdomänen der deutschen Sprache zugunsten des Englischen aufgegeben wurden. Durch gezielte Maßnahmen der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik ist die Bundesregierung bestrebt, dem Trend entgegenzuwirken und die Stellung der deutschen Sprache im internationalen Rahmen zu stärken. Mit der neuen Kampagne des Auswärtigen Amts, „Deutsch – Sprache der Ideen“, will Bundesaußenminister Westerwelle die Verbreitung der deutschen Sprache im Ausland fördern. Der Titel der Initiative knüpft an die erfolgreiche Image-Kampagne „Deutschland – Land der Ideen“ an, die begleitend zur Fuβball-Weltmeisterschaft 2006 für Deutschland geworben hatte. Damit soll gegen die rückläufige Zahl deutscher Sprachstudenten im internationalen Vergleich  vorgegangen werden, die laut Staatsministerin Pieper ein „alarmierendes Zeichen“ darstellt, da sie sich auf den Aufbau guter zwischenstaatlicher Beziehungen negativ auswirken kann. Außerdem sollen Handlungsfelder der internationalen Zusammenarbeit und des interkulturellen Austauschs verstärkt und ein aktuelles Deutschlandbild vermittelt werden.

Deutsch – Sprache der Ideen

Eine der wichtigsten Aufgaben der auswärtigen Kulturpolitik ist die Förderung der deutschen Sprache im Ausland. Mehr als 200 Millionen Euro, das heißt nahezu die Hälfte des gesamten Kulturhaushaltes des Auswärtigen Amtes, werden gegenwärtig dafür eingesetzt. Schwerpunktmäßig findet diese Förderung an den Auslandsschulen, an Hochschulen und in der Erwachsenenbildung statt. Die deutschen Auslandsvertretungen werden über das ganze Jahr hinweg gemeinsam mit den im Ausland vertretenen Kulturmittlern Projekte der Sprachförderung in den Bereichen Schule, Hochschule, Wissenschaft und Wirtschaft unter das Motto „Deutsch – Sprache der Ideen“ stellen.“ Auftakt der Kampagne war im Februar 2010.
Eine Reihe von Organisationen wird von öffentlicher Hand mitfinanziert und ist für die Vermittlung der deutschen Sprache im Ausland zuständig.

  • Goethe-Institut: Das weltweit agierende Kulturinstitut unterhält 135 Zweigstellen in über 70 Ländern sowie 12 Institute innerhalb Deutschlands. Neben den Hauptaufgaben des Instituts, der Durchführung von Sprachkursen, der Fortbildung von Deutschlehrern im Rahmen der Bildungskooperation Deutsch sowie der Bereitstellung vielfältiger Materialien zum Sprach- und Kulturaustausch, werden regelmäßig Ausstellungen und Konferenzen mit Deutschland-bezogenen Themen veranstaltet. Im Kursjahr 2008/09 zählten die Goethe-Institute 206.475 Kursteilnehmer weltweit.
  • Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD): Der DAAD ist eine gemeinsame Einrichtung der deutschen Hochschulen und wirkt somit als Mittlerorganisation an der Schnittstelle zum Studienstandort Deutschland. Seine Aufgaben beinhalten unter anderem die Vermittlung von Forschungs-, Studien- oder Lehrplätzen im Ausland an Deutsche und umgekehrt, sowie die Förderung germanistischer Institutspartnerschaften. Durch über 250 Förderprogramme werden jährlich Stipendien an mehr als 55.000 Deutsche und Ausländer vergeben.
  • Auslandsschulen: Unter dem Dach der Zentralstelle für Auslandsschulwesen (ZfA) im Bundesverwaltungsamt befinden sich momentan 135 deutsche Auslandsschulen sowie rund 1.700 im Ausland tätige deutsche Lehrkräfte.
  • Pädagogischer Austauschdienst der Kultusministerkonferenz (PAD): Der PAD betreibt eine Vielzahl von Austauschprogrammen und fördert die Aus- und Weiterbildung von Deutschlehrern sowie den Austausch zwischen Schulen innerhalb und außerhalb Deutschlands. Er spielt damit eine wesentliche Rolle im Aufbau von Schulpartnerschaften zwischen deutschen und ausländischen Schulen.
  • Deutsche Welle: Der Auslandsrundfunk der Bundesrepublik Deutschland strahlt über Fernsehen, Radio und Internet Sendungen auf Deutsch und in 30 weiteren Sprachen aus. Ein besonderes Highlight im Angebotsspektrum der Deutschen Welle stellen die multimedialen Lehrangebote für Anfänger und fortgeschrittene Lerner der deutschen Sprache in der Art eines virtuellen Klassenzimmers dar.
  • Institut für Auslandsbeziehungen (ifa): Das Institut für Auslandsbeziehungen engagiert sich für den Kulturaustausch zwischen verschiedenen Völkern, Staaten und Religionen.  Zu seinen besonderen Schwerpunkten gehört die Förderung deutscher Minderheiten, deutscher Medien und frühkindlicher Zweisprachigkeit, vor allem in Mittelosteuropa und der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS). In Stuttgart führt das ifa bis zu 150 Deutschkurse jährlich durch.

Die Förderung der deutschen Sprache ist ein wichtiges Instrument, um langfristige Bindungen, vor allem von zukünftigen Spitzenkräften, an Deutschland zu entwickeln und so den Wirtschafts-, Wissenschafts- und Studienstandort Deutschland zu stärken. „Deutsch – Sprache der Ideen“ ist, wie erwähnt, im Jahr 2010 ein Schwerpunkt der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Das Auswärtige Amt koordiniert in diesem Rahmen die aus Bundesmitteln unterstützten vielfältigen Förderprogramme und Einzelmaßnahmen der verschiedenen Mittlerorganisationen weltweit.

http://www.auswaertiges-amt.de