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AUSGABE Nr. 25 November / Dezember 2010

„Lust auf eine neue Erfahrung“
Fabio Cannavaro über seine ersten Eindrücke bei Al Ahli Dubai

Als der Wechsel des italienischen Weltklasse-Verteidigers Fabio Cannavaro zum „Al Ahli Sports Club“ feststand, rieben sich nicht nur Experten die Augen.

Als wenig später auch der Wechsel des Ivoers Aristide Bancé von Mainz 05 aus der deutschen Bundesliga bekannt gegeben wurde, war die Verblüffung perfekt. Die emiratische Fußballliga „Premier Division“ erfuhr erstmals seit ihrer Gründung im Jahr 1973 ein weltweites Medienecho. Debattiert wurde vor allem darüber, ob Geld oder sportliche Gründe den Ausschlag für den Wechsel der beiden Fußballprofis gegeben hatten. Fakt ist, Al Ahli Dubai kommt trotz seiner beiden Superstars bisher nicht richtig in Gang. Platz sieben nach fünf absolvierten Spieltagen bei drei Unentschieden und zwei Siegen spricht nicht für eine kommende Übermannschaft. Fabio Cannavaro, Weltmeister mit Italien in Deutschland 2006, spricht im Interview mit DiscoverME über die Qualität und den Saisonstart der heimischen Liga und über die Probleme, die die Hitze mit sich bringt.

Herr Cannavaro, wie fühlen Sie sich in Dubai nach den ersten Wochen?
Ich bin sehr glücklich, meine Familie und ich mögen Dubai sehr. In den nächsten Wochen werde ich mich noch ein bisschen in der Umgebung umsehen.

Warum sind Sie vom italienischen Topklub Juventus Turin ausgerechnet in ein Fußballentwicklungsland zu Al Ahli Dubai gewechselt?
Nach mehr als 20 Jahren Leistungssport hatte ich Lust auf eine neue Erfahrung und wollte meine Karriere langsam ausklingen lassen. Da kam das Vertragsangebot von Al Ahli sehr gelegen und bot mir die Möglichkeit für eine Veränderung, weg vom Leistungsdruck und dem Streben nach Topleistung.

Welche Probleme bringen die Temperaturen im Sommer für das Training mit sich?
Die Hitze ist ein großes Problem. Vor allem im August waren die Temperaturen oftmals unerträglich und sehr kräftezehrend. Glücklicherweise ist das Schlimmste überstanden und es wird erträglicher.

Wie beurteilen Sie die Qualität in der Liga der VAE im Vergleich zu Europa?
Der Fußball ist total verschieden. In Europa wird viel mehr Wert auf physische und taktische Gesichtspunkte gelegt als hier. Deshalb ist es schwieriger, in Europa Fußball zu spielen.

Al Ahli hat sich mit Ihnen und Aristide Bancé prominent verstärkt, was kann Ihr  Team in dieser Saison erreichen?
Leider bedeutet die Verpflichtung von zwei hochklassigen Spielern nicht automatisch, dass das Team ab sofort nur noch gewinnt.  Eine Mannschaft besteht aus elf Spielern, deshalb müssen sich auch die Spieler, die schon vor dieser Saison da waren, einbringen und eine gute Leistung abliefern.  Aber offensichtlich erwartet der Verein schon, dass in Zukunft die Spiele gewonnen werden.

Was sind die größten Unterschiede zwischen Italien und Dubai, am Rande des Rasens?
Ich sehe die Unterschiede hauptsächlich in der Größe der Stadien und im geringen Zuschauerinteresse. Trotzdem verfolgen die Menschen das Geschehen von Al Ahli im Fernsehen oder im Internet.

Italien gehörte zu den negativen Überraschungen bei der Weltmeisterschaft. Wie bewerten Sie rückblickend Ihre Rolle in der Squadra Azzura in Südafrika?
Ja, das stimmt leider. Wir haben natürlich versucht, unser Bestes zu geben, aber leider geschieht im Fußball nicht immer alles so, wie man es sich erhofft oder auch erwartet. Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man. Ich habe immer alles gegeben und deshalb kann ich mir rückblickend keinen Vorwurf machen.

Deutschland hat bei der WM eine gute Rolle gespielt. Denken Sie, Deutschland ist in der Lage, die kommende Europameisterschaft siegreich zu gestalten?
Ich hoffe es, denn seit 1996 hat Deutschland keinen internationalen Titel mehr gewonnen. Deutschland ist ein bisschen wie Italien: Am Anfang ist man nicht der Favorit, aber zum Ende hin wird man erfolgreicher und hält den Pokal in den Händen.  Also, ich wünsche Deutschland viel Glück und sportlich alles Gute.

MD, TF