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AUSGABE Nr. 27 März / April 2011

Rekorde für deutsche Autobauer
Nach der Krise kommt der Erfolg - Rückenwind für die KFZ-Industrie in der Region

Rekord, das ist das Lieblingswort der deutschen Autobauer dieser Tage. Ganz gleich, ob Audi, BMW, Mercedes, Porsche oder VW: Die Fahrzeuge aus der Bundesrepublik scheinen in der Gunst der Kunden im Nahen Osten an Boden zu gewinnen. Unisono vermelden alle Hersteller Rekordabsätze für das vergangene Kalenderjahr.

Allen voran der Münchner Autobauer BMW. Der weiß-blaue Premiumhersteller mit den Marken BMW, Mini und Rolls-Royce freut sich über einen 18-prozentigen Verkaufszuwachs und damit den höchsten Absatz, den die Münchner jemals im Nahen Osten erzielt haben. Nach eigenen Angaben ist BMW Marktführer im Bereich der europäischen Premium-Hersteller. 2010 haben die Bayern insgesamt 17.119 BMW und Mini-Modelle in 14 Ländern des Nahen Ostens verkauft - der höchste Absatz seit der Gründung von BMW Middle East im Jahr 1994. „Dieses Ergebnis ist ein unglaublicher Erfolg für uns“, sagt Reiner Braun, Direktor für Sales & Marketing der BMW Group Middle East. Insbesondere in nach wie vor schwierigen wirtschaftlichen Zeiten sei dieses Ergebnis beachtlich. „Wir haben in der Region mehr Autos verkauft als andere europäische Automobilhersteller.“ Als Grund dafür nennt er unter anderem die sechs neuen Modelle, welche die Bayern im vergangenen Jahr im Nahen Osten präsentiert haben. Bestseller mit 4.882 verkauften Modellen ist der 7er, dicht gefolgt von der 5er-Baureihe, dem X5, X6 und der 3er-Serie.
Gestiegen sind auch die Umsätze bei Mini. Dort verzeichnen die Münchner ein Wachstum von 40 Prozent. Mit der gerade erfolgten Markteinführung des ersten „Mini“ mit Vierradantrieb erhoffen sich die Verantwortlichen, weiter auf Wachstumskurs zu bleiben. Die BMW-Familie bekommt 2011 erneuten Zuwachs in Form eines Mini Coupé, eines Mini Roadster, der neuen 6er Baureihe, des neuen M5 und vielen weiteren Modellen.
Die Münchner vom Thron zu stoßen, haben sich die Verantwortlichen von Audi vorgenommen. Das erklärte Ziel der Ingolstädter ist es, die Nummer eins der Premiumhersteller in der Region zu werden. Jeff Mannering, Managing Director von Audi Middle East, sagt selbstbewusst: „Mit 6.300 verkauften Audi im Nahen Osten haben wir ein gesundes Wachstum von 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erzielt. Wir wollen die Nummer eins werden, nicht zwingend bei den Verkaufszahlen, aber definitiv bei der Kundenzufriedenheit.“ Für Mannering beschränkt sich das Erlebnis Audi nicht nur auf die Fahrzeuge selbst, sondern erstreckt sich auch auf exzellenten Service im Verkauf und in den Werkstätten. In Europa hat Audi übrigens seine Spitzenstellung unter den Premium-Herstellern behaupten können. Die Ingolstädter verzeichneten bei den Verkäufen das beste Jahr in der Firmengeschichte. Insgesamt fanden knapp 1,1 Millionen Fahrzeuge einen neuen Besitzer.
Nicht minder erfolgreich war das Jahr für die anderen Autobauer. Mercedes-Benz vermeldet allein für die Vereinigten Arabischen Emirate 6.500 verkaufte Fahrzeuge; das entspricht einem Zuwachs von zehn Prozent. Frank Bernthaler, der Direktor für Sales & Marketing, ist zufrieden: „Das Jahr 2010 war für Mercedes-Benz in der Region Middle East & Levant ein sehr erfolgreiches. Wir haben unsere Führungsposition im Luxussegment konsolidiert und gehen aus den vergangenen zwei schwierigen Jahren gestärkt hervor.“ Mercedes-Benz habe einen Spitzenplatz im Premiumsegment in der Region bestätigt und Fahrzeuge wie der 2010 eingeführte SLS AMG seien ein Zeichen, dass die Marke nicht nur von ihrer Historie lebe, sondern diese auch in Form von Spitzenprodukten kontinuierlich weiterentwickle. Für 2011 - im Jubiläumsjahr der Marke - planen die Stuttgarter ein wahres Produktfeuerwerk. Die Kunden im Nahen Osten können sich unter anderem auf einen neuen CLS, einen neuen SLK und ein C-Klasse Coupé freuen. „Garant dafür, dass Mercedes-Benz in der Region auch in Zukunft eine tragende Rolle spielen wird, ist aber der neue SLS Roadster“, ergänzt Bernthaler.
2010 waren vor allem geländegängige Modelle Garant für den Erfolg. „Eine Hauptrolle haben dabei die M-Klasse und der siebensitzige GL gespielt“, sagt Bernthaler. Doch auch die C- und E-Klasse waren nicht unwesentlich am Erfolg der Marke mit dem Stern beteiligt. Frank Bernthaler ist stolz auf das Erreichte: „Wir haben unser neues Markenbild in der Region eingeführt und können voller Stolz sagen, dass nur das Beste auf dem Papier steht und auch täglich von unseren Vertriebs- und Servicepartnern realisiert wird.“
Das Engagement der Importeure lobt auch Bernhard Maier, Vorstand für Vertrieb und Marketing bei Porsche. „Durch den engagierten Einsatz unserer Importeure konnten wir in der Region das Vertrauen in die Marke Porsche weiter stärken.“ 2010 fanden insgesamt 6.842 Porsche einen neuen Besitzer im Nahen Osten und Afrika. „Das sind mehr Fahrzeugauslieferungen als jemals zuvor. Wir befinden uns auch hier auf der Überholspur. Wie kein anderer Automobilhersteller steht Porsche für die Faszination Sportwagen und Intelligent Performance“, sagt Maier weiter. Am beliebtesten war der Porsche Cayenne in der Region. Er stellte mit knapp 3.600 Einheiten über 50 Prozent aller verkauften Fahrzeuge. Auf Platz zwei der Beliebtheitsskala liegt der Porsche Panamera mit rund 1.900 verkauften Modellen. Auf den weiteren Plätzen rangieren 911, Boxter und Cayman. Auch bei den Zuffenhausener Autobauern blickt man positiv in die automobile Zukunft. „Mit Enthusiasmus und Vorfreude schauen wir in die Zukunft und auf das, was sie bringt“, sagt Deesch Papke, Managing Director von Porsche Middle East & Africa. Unter den neuen Modellen, die Porsche für seine Kunden im kommenden Jahr bereithält, ist auch ein limitiertes Sondermodell: der Panamera 4S, der nur im Nahen Osten erhältlich sein wird.
Ein breites Angebot an neuen Modellen will auch Volkswagen 2011 seinen Kunden präsentieren: „Wir wollen in den kommenden zwei Jahren unser Portfolio in der Region grundlegend erweitern“, sagt Stefan Mecha, Managing Director von Volkswagen Middle East. Schon innerhalb der nächsten Monate ist die Markteinführung des neuen Jetta geplant. 2012 sollen zwei weitere Stufenheck-Modelle - der NMS und der Polo - folgen. „Alle sind Modelle mit erheblichem Absatzpotenzial“, sagt Mecha.
Im vergangenen Jahr hat Volkswagen im Nahen Osten knapp 10.000 Fahrzeuge verkauft, 3.000 davon allein in den VAE und 2.000 in Kuwait. Am beliebtesten waren dabei der neue Touareg, der Tiguan und der Golf. „Insbesondere der neue Touareg ist bei den Kunden hervorragend angekommen“, sagt Mecha. Wie wichtig den Autobauern aus Niedersachsen der Kundenkreis im Nahen Osten ist, zeigte sich Ende Januar auf der Motorshow in Katar. Dort präsentierte Volkswagen mit der Touareg Gold Edition und dem Race Touareg 3 mit Straßenzulassung zwei außergewöhnliche Fahrzeuge und als Weltpremiere den XL1 - die dritte Generation des 1-Liter-Autos. Angeblich soll das Fahrzeug in den kommenden Jahren als Kleinserie auf den Markt kommen.
Doch nicht nur im Nahen Osten ist Volkswagen erfolgreich. Auch im weltweiten Vergleich schwimmen die Wolfsburger auf der Erfolgswelle. 4.5 Millionen Pkw hat Volkswagen 2010 ausgeliefert. „Die Marke Volkswagen Pkw hat sich dank ihrer innovativen und umweltfreundlichen Modelle wie Touran und Sharan, Touareg und Passat in einem schwierigen Marktumfeld hervorragend behauptet“, sagt Konzernvertriebsvorstand Christian Klingler.
Und obwohl der Marktanteil der deutschen Autos in der Region relativ gering ist - allein im Emirat Dubai sind über eine Million Autos registriert und in den VAE wurden 2010 laut einem Report des Londoner Marktforschungsunternehmens „Economist Intelligence Unit“ 400.000 Fahrzeuge neu registriert - sind die Fahrzeuge „Made in Germany“ beliebt. Aber nicht allein im Nahen Osten. Auch in der Heimat haben die deutschen Fabrikate die Nase vorn. Das bestätigten jetzt die Leser der „Auto, Motor und Sport“. Sie wählten in der Leserwahl „Die besten Autos“ Modelle von VW und Audi in je vier Kategorien für die Spitze. Je zwei erste Plätze schafften die BMW Group und Mercedes-Benz. 93.000 Leser hatten die Qual der Wahl aus 315 derzeit auf dem deutschen Markt erhältlichen Modellen, in insgesamt zehn Kategorien.

[ME]