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AUSGABE Nr. 34: Mai – Juni 2012

American Football
Dubai Falcons auf Angriffsflug

KAI TROMPETER trainiert das erste und bisher einzige American Football Team in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) –im September dieses Jahres soll eine Liga mit vier Mannschaften etabliert werden
„You look like headless chicken right now! Jungs, kommt schon, ich möchte ein konzentriertes Spiel sehen!“ Ein paar Spieler lachen. Man könnte Kai Trompeter als einen witzigen Trainer betrachten – wäre da nicht dieser gewisse Ausdruck in seinen Augen. Bestimmt, gewillt, ehrgeizig. Seine  Jungs verstehen diesen Ausdruck und machen sich auf zur nächsten Formation. Die Falcons haben kürzlich ihr Premierenspiel bestritten.

Seit gut anderthalb Jahren trainiert Kai  Trompeter die American Football Nationalmannschaft „Dubai Falcons“. Eine bunte Gruppe aus 20 verschiedenen Nationen im Alter von 21 bis 47 Jahren trifft sich dreimal die Woche zum Training im Zabeel und Safa-Park. Die Hälfte von ihnen hat noch nie ein richtiges Football-Spiel bestritten, die andere Hälfte spielt auf einem Niveau, das hochprofessionell ist. „Meine Aufgabe als Cheftrainer ist es, alle Spieler zu einer Einheit zusammenzubringen, die Neuen zu integrieren und ihnen die Grundtechnik beizubringen. Daher kann ich nicht ganz so komplizierte Sachen einführen“, erklärt der Coach. Amateure, Profis, Anfänger - bei dieser Diversität sind Disziplin und gemeinsamer Ehrgeiz oberstes Gebot.

Die Spieler mit den kräftigen Schulterpolstern sehen ziemlich rabiat aus. Ohne Frage – American Football ist ein harter Kontaktsport. Aber unter den dicken Helmen steckt eine ausgefeilte Strategie. „Football ist zu 80% ein taktisches Spiel. Es ist mit Schach zu vergleichen. Jeder  Spielzug wird vorher aufgezeichnet und muss von allen Spielern auswendig gelernt werden“, erklärt Trompeter.

Der 41-Jährige hat in den Vereinigten Staaten American Football gelernt und einige Jahre semi-professionell gespielt. In Düsseldorf spielte Kai Trompeter in der ersten Bundesliga und gewann mit seinem Team die deutsche Meisterschaft. Nun koordiniert er als Cheftrainer 35 Spieler sowie den sechsköpfigen Trainerstab. Hauptberuflich arbeitet Kai Trompeter als Berater in einer Leasingfirma für Medizintechnik. Besonders in der Vorbereitung auf Spiele investiert er seine Freizeit komplett in seine Sportleidenschaft. „Er ist ein toller Trainer“, sagt Mohammad, der erst seit kurzem dabei ist. „Ein sehr guter Coach“, sagt auch Scott, der in den USA im College gespielt hat. „Er vereint alle guten deutschen Eigenschaften: Strenge, Disziplin, Fairness.“

Und Trompeter möchte seiner Mannschaft ein Vorbild sein. „Er hat einen ‚swear jar‘ eingerichtet: Jedes Mal, wenn er beim Training flucht, zahlt er 50 AED in die Teamkasse. „Am Ende der Saison werden wir uns davon eine neue Ausrüstung leisten können“, meint Scott mit einem Lächeln im Gesicht.

„Im zweiten Halbjahr dieses Jahres werden wir eine Liga starten“, berichtet der deutsche Trainer. „Vier Mannschafen aus Dubai, Abu Dhabi, Sharjah und Al Ain werden im regelmäßigen Spielbetrieb gegeneinander antreten.“ Die besten Spieler aus allen Mannschaften sollen ein Nationalteam bilden, für das er verantwortlich sein wird. „Als wir vor zwei Jahren das derzeitige Team aufbauen wollten, riefen wir zu öffentlichen Trainingsspielen auf, bei denen wir anhand verschiedener Tests die Spieler für unser Team ausgesucht haben. Bei denen, die noch keine Erfahrung mitbrachten, haben wir Sprintzeiten und Kraft gemessen und geschaut, wie sie sich mit dem Football bewegen. Von über 120 Leuten, die sich damals bei uns vorstellten und mitmachen wollten, haben wir nur die Besten genommen. Die Übrigen können wir jetzt für die Ligamannschaften in den verschiedenen Städten einsetzen“, erklärt er. Weitere Testtrainings sollen stattfinden.

Das erste Spiel der Dubai Falcons am 17. März 2012 verlief eher ernüchternd: „Wir sind davon ausgegangen, dass unser Gegner eine türkische Mannschaft sein würde, doch auf dem Rasen trafen wir auf ein All-Star-Team mit hochprofessionellen Spielern, zum Teil eingekauft aus den USA“, bedauert Trompeter. „Das ist, als ob du als Boxanfänger gegen Mike Tyson in den Ring steigst“. Daher ist es umso dringlicher, dass in den Emiraten ein Sportverband für American Football etabliert wird, in dem Spielmodalitäten vertraglich festgehalten und Lizenzen kontrolliert werden. „Trotzdem war das erste Spiel eine gute Erfahrung für meine Jungs. Es hat ihnen gezeigt, auf welchem Niveau Football gespielt werden kann. Wir lassen uns nicht entmutigen!“ Trotz der Niederlage stieß das Spiel beim Publikum auf positive Resonanz, denn bei einem Footballevent geht es nicht nur ums Ergebnis. Der ganze Spieltag wird mit  Barbecue, Cheerleadern, Live-Musik und After Party gefeiert. 1.500 Zuschauer kamen zur Premiere der Dubai Falcons.
Im Oktober beginnt die neue Saison, kurz davor werden die Falcons ein Spiel gegen das saudische Team aus Jeddah bestreiten. Dann wird es voraussichtlich keine bösen Überraschungen geben, da auch dort bisher nur ein American Football-Team existiert. [JD]

www.uaefalconsfootball.com

Infokasten:
Kai Trompeter erklärt die Spielregeln des American Football:
Auf dem Spielfeld begegnen sich zwei elfköpfige Teams – eine Angriffsformation und eine Verteidigungsformation. Im Großen und Ganzen geht es um Raumgewinn. Das Team versucht mit der Angriffsformation den Ball in die gegnerische Endzone zu bringen, also einmal das Spielfeld zu überqueren. Die Mannschaft muss sich in Abschnitten von jeweils zehn Yard vorkämpfen. Es gibt vier Versuche, diese zehn Yard  zu überwinden. Wenn man das nicht schafft, bekommt der Gegner den Ball. Dort, wo der Spieler vom Gegner gestoppt wird, baut dann die gegnerische Mannschaft ihre Formation auf und wir versuchen zu verteidigen. So geht es immer hin und her – schafft es eine Mannschaft, die zehn Yard zu überwinden, bekommt sie weitere vier Versuche für erneute zehn Yard und kann sich so immer weiter vorarbeiten. Läuft ein Spieler in die Endzone, kommt es zum „Touch Down“ und die Mannschaft erhält sechs Punkte. Wird der Ball durchs Tor geschossen,  gibt es einen Extra-Punkt. Wird der Ball aus einer weiteren Entfernung außerhalb der Endzone durchs Tor geschossen, nennt man das „Field Goal“, bei dem es drei Punkte gibt. Gewinner ist das Team, das nach Ablauf der Spielzeit die meisten Punkte erzielt hat. Dabei kann ein Spiel auch gut und gerne über drei Stunden dauern, da bei Spielunterbrechungen die Zeit gestoppt wird.