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ISSUE No. 15 March - April 2009

Spot an für die besten Zweirad-Piloten der Welt
Eröffnung der MotoGP-Saison in Katar

Rund 3.000 Haushalte könnten mit Strom versorgt werden, wenn am 12. April in Katar die Lichter angehen. Die Lichter für die Formel 1 auf zwei Rädern – dem Saisonauftakt der MotoGP. Seit dem Vorjahr wird das erste Rennen des Jahres auf der Strecke in Losail bei Flutlicht abgehalten. Es ist damit das einzige Nachtrennen bei der Motorrad-Weltmeisterschaft.

5,4 Millionen Watt verschlingen die 3.600 Lichtquellen, die den Topstars der Szene den Rundkurs ausleuchten. Die Idee dazu hatte Scheich Nasser bin Khalifa  Al Attiyah, Chef des Motorsportverbandes in Katar (QMMF). Er wollte der Meisterschaft im Wüstenstaat eine besondere Note verleihen. Angeblich investierte man dafür rund zehn Millionen Euro. Dafür engagierte er die US-Beleuchtungsfirma Musco, die schon Hollywoodproduktionen wie „Pearl Harbour“ ins rechte Licht gerückt hatte. Unterstützt wurde die Idee auch von Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta. „Das ist ein Meilenstein für unseren Sport“, sagte dieser im vergangenen Jahr.

Wenn am 12. April die Rennen freigegeben werden, steht allein in der MotoGP-Klasse eine Riege hochkarätiger Piloten am Start. Elf Weltmeister, die zusammen 25 Titel (125 ccm, 250 ccm, Superbike-WM) eingefahren haben, werden sich auf dem 5,38 Kilometer langen Kurs ins Zeug legen. Zu den Favoriten in der Königsklasse der MotoGP gehört fraglos der achtfache Weltmeister und Titelverteidiger Valentino Rossi. Der sympathische Italiener zählt im Jahr 2009 Teamkollegen Jorge Lorenzo und den entthronten Weltmeister und aktuellen Vize-Weltmeister Casey Stoner zu den stärksten Konkurrenten. „Jorge wird einer meiner stärksten Rivalen sein, weil er ein Jahr mehr Erfahrung hat und es in diesem Jahr einen Einheitsreifen geben wird. Wir beginnen also auf dem gleichen Level. Er wird ein sehr harter Gegner sein“, sagt Rossi.

Rossi blickt skeptisch auf die neue Saison und spricht vom Sparen. Gerade in Krisenzeiten wie diesen müsse man umdenken. Die Motorräder sollten seiner Meinung nach nicht mehr so hochtechnisch und daher auch billiger sein. In einem Online-Interview zu Beginn des Jahres sagte er: „ Ich mache mir Sorgen über die Anzahl der Motorräder in der MotoGP. 2008 waren es 19, und das war nicht viel.“ Der 29-Jährige spielt damit unter anderem auf den Ausstieg von Kawasaki aus der Motorrad-Weltmeisterschaft an. Die Japaner hatten im Januar 2009 ihr Aus mit Kostengründen argumentiert.

Die beiden 2008er Piloten des „Team Green“ Anthony West und John Hopkins waren bei Redaktionsschluss noch auf der Suche nach einem neuen Team. Bitter ist der Ausstieg Kawasakis ganz besonders für Marco Melandri. Der Italiener hatte im Sommer seinen Vertrag  beim Ducati-Werksteam gegen einen neuen Platz als Nachfolger von Anthony West getauscht und steht nun mit leeren Händen da. In Fachkreisen heißt es allerdings, dass noch Hoffnung bestehe, Kawasaki zum Bleiben zu bewegen. Dann hätten auch Hopkins und Melandri wieder gute Karten.

Wie schwer es fällt, aus der MotoGP auszusteigen, weiß auch der MotoGP-Pilot Alex Hofmann. Als bislang letzter Deutscher kehrte der 28-jährige Mindelheimer der Königsklasse Ende 2007 den Rücken. Nach einer durchwachsenen Saison hatte Ducati den Vertrag mit Hofmann gekündigt. Jetzt kommt er wieder zurück. Allerdings nicht als Rennfahrer, sondern als Moderator. Hofmann wird die MotoGP für das DSF moderieren.

Vielleicht kann Hofmann dann auch eines der neuen deutschen Talente in diesem Sport feiern: Stefan Bradl, Sohn des Vize-Weltmeisters der 250 ccm-Klasse von 1991, Helmut Bradl. Der 19-Jährige startet dieses Jahr erneut in der 125 ccm-Klasse und gilt dort als Titelanwärter. Vor wenigen Jahren noch wurden dem Zahlinger jegliche Chancen abgesprochen. Sogar Motorradgrößen wie Toni Mang trauten Bradl-Junior nicht zu, dass er es bis an die Spitze schaffen würde. Der Teenie von damals aber ist erwachsen geworden und hat mit seinem Viessmann - Kiefer - Racing Team eine Mannschaft gefunden, in die er passt. „Stefan Bradl hat die Herzen der Motorsportfans nicht nur mit seiner Professionalität und Zielstrebigkeit erobert, sondern vor allem durch sein sympathisches und bodenständiges Auftreten“, sagt Dr. Martin Viessmann. „Mit seinem Talent und seiner Klasse hat Stefan das Zeug dazu, in die Fußstapfen deutscher Motorradgrößen wie Toni Mang, Ralf Waldmann oder Dirk Raudies zu treten.“ Die 125 ccm-Meisterschaft 2008 beendete Bradl im Vorjahr als Vierter. Er war damit nicht nur der beste Deutsche bei der Motorrad-Weltmeisterschaft, sondern auch der beste Starter aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Der beste Schweizer ist Thomas Lüthi auf Platz elf der 250 ccm-Klasse und der beste Österreicher ist Michael Ranseder auf Rang 23 in der 125 ccm-Klasse.

In der MotoGP-Klasse holte sich im Vorjahr übrigens der Australier Casey Stoner die Krone von Katar. Er siegte vor dem Spanier Jorge Lorenzo und dessen Landsmann Dani Pedrosa. Valentino Rossi wurde Fünfter. Nachwuchstalent Stefan Bradl stand in der 125 ccm-Klasse als Drittplatzierter auf dem Podium. Insgesamt stehen 18 Veranstaltungen auf dem Programm. Das Finale findet am 8. November in Valencia statt.

Die Weltmeister:
Valentino Rossi: 8 Titel (6 x MotoGP, 1 x 250, 1 x 125)
Dani Pedrosa: 3 Titel (2 x 250, 1 x 125)
Loris Capirossi: 3 Titel (1 x 250, 2 x 125)
Colin Edwards: 2 Titel (2 x WSBK)
James Toseland: 2 Titel (2 x WSBK)
Jorge Lorenzo: 2 Titel (2 x 250)
Casey Stoner: 1 Titel (MotoGP)
Nicky Hayden: 1 Titel (MotoGP)
Marco Melandri: 1 Titel (250)
Chris Vermeulen: 1 Titel (WSS)
Andrea Dovizioso: 1 Titel (125)

Überblick
MotoGP ist die Königsmeisterschaft des Motorradrennsports weltweit. Die Saison setzt sich aus 18 Großen Preisen in 16 Ländern zusammen. Die besten Motorradhersteller sind dort vertreten, wie beispielsweise Honda, Yamaha, Suzuki, Ducati, Aprilia und KTM – zusätzlich zu den besten Fahrern aus den verschiedensten Ecken des Globus.

Die Grand Prix Straßen-Weltmeisterschaft wurde zum ersten Mal von der Fédération Internationale de Motocyclisme (FIM) im Jahre 1949 organisiert und wird seit 1992 vom Inhaber der kommerziellen Rechte, Dorna Sports, unter Aufsicht der FIM verwaltet. Es ist die älteste noch bestehende Motorsport-Weltmeisterschaft.

MotoGP startete ein neues Zeitalter im Jahr 2002 als die überarbeiteten Reglements die Teilnahme von Motorrädern mit 4-Takt-Motoren erlaubten. Für die Saison 2007 hat die Anpassung der MotoGP Maschinen von ihren früheren 900cc auf 800cc zu einem noch spannenderen Spektakel mit höheren Kurvengeschwindigkeiten und noch aufregenderen Rennen geführt.

Grand Prix Wochenende
An einem Grand Prix Wochenende finden drei Rennen statt, die den drei Klassen der MotoGP entsprechen:

MotoGP – Der ultimative Test für die größten Talente der Motorradrennen. Das Mindestalter der Fahrer beträgt 18 Jahre.

250 ccm – Die Mittelklasse, mit einem Hubraum von höchstens 250cc (Zwei-Zylinder-Motoren), bei der die Fahrer mindestens 16 Jahre alt sein müssen.

125 ccm – Diese Klasse bietet jungen Fahrern die Möglichkeit, ihre ersten Schritte auf GP-Parkett zu tun. Der höchstzulässige Hubraum in diesem Fall beträgt 125cc (Ein-Zylinder-Motoren) und die Fahrer dürfen höchstens 28 Jahre alt sein (oder 25 Jahre im Falle von Gastfahrern oder neuen Fahrern, die zum ersten Mal in einem 125cc Rennen teilnehmen). Das Mindestalter ist 15 Jahre. Die Rennen sind zwischen 95 und 130 Kilometern lang und dauern üblicherweise etwa 45 Minuten, die zu einem Sprint in Richtung Ziellinie werden, da Boxenstopps die Ausnahme sind.

Die Termine:
12. April Katar Doha/Losail
26. April Japan Motegi
03. Mai Spanien Jerez de la Frontera
17. Mai Frankreich Le Mans
31. Mai Italien Mugello
14. Juni Catalunya Catalunya
27. Juni Niederlande Assen
05. Juli USA Laguna Seca
19. Juli Deutschland Sachsenring
26. Juli Großbritannien Donington Park
16. August Tschechien Brünn
30. August Indianapolis Indianapolis
13. September San Marino Misano
20. September Ungarn Lake Balaton
04. Oktober Portugal Estoril
18. Oktober Australien Phillip Island
25. Oktober Malaysia Sepang
08. November Valencia Ricardo Tormo Valencia